Hamburger Musikgeschichte(n) der 1970er und 1980er Jahre
Von den frühen Skiffle- und Jazzclubs der Nachkriegszeit über die „Hamburger gute Laune“ bis zum Beginn der „Hamburger Schule“: Die Hamburger Musikgeschichte ist vielfältig und teilweise weltbekannt. Zu der noch jungen Geschichte der Hamburger Beats der 1970er- und 1980er-Jahre wird nun auch in einem. Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Logge vom Arbeitsfeld Public History der Universität Hamburg recherchiert.
Jede Geschichtsschreibung basiert auf Quellen – und genau die fehlen für viele Dimensionen der Hamburger Musikkulturgeschichte. „Insbesondere für die Erforschung des musikalischen Alltags zwischen Übungsraum, Musikalienhändler, Plattenladen und Auftrittsort, zwischen Musik machen und Musik erleben, vermuten wir wichtige Spuren und potenzielle Quellen auf Dachböden, in Fotoalben oder irgendwo in den hinteren Ecken von Schränken und Schubladen der Hamburgerinnen und Hamburger. Hier warten sie nur darauf, endlich hervorgeholt und erforscht zu werden“, sagt Prof. Dr. Thorsten Logge.
Temporary History Lab
Das Projekt ist eine Kooperation des Arbeitsfeldes Public History mit dem Universitätsmuseum unter der Leitung von Dr. Antje Nagel, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky und dem Museum für Hamburgische Geschichte.
Um der gemeinsamen Spurensuchen mit den Bürgerinnen und Bürgern einen Ort zu geben, wurde von September 2022 bis Mai 2023 im Universitätsmuseum ein Temporary History Lab betrieben – eine zeitlich begrenzte, wissenschaftliche Werkstatt zur Sammlung von Geschichtsquellen aus der Bevölkerung. Interessierte konnten dort bis April 2023 eigene Sammlungsstücke, Objekte oder Originalquellen zur Hamburger Musikgeschichte der 1970er- und 1980er-Jahre einbringen oder scannen lassen. Doch auch wenn die Sammlungsphase vorerst abgeschlossen ist: Wer sich nachträglich noch beteiligen und etwas einreichen möchte, kann sich jederzeit gern melden unter musikgeschichten.gw"AT"uni-hamburg.de. Alle gesammelten Quellen und Objekte werden einer stetig wachsenden Sammlung zugeführt, die auch der Forschung zur Verfügung stehen wird.
Die Universität Hamburg als Teil der Musikgeschichte(n)
Die Universität Hamburg forscht nicht nur zur musikalischen Vergangenheit der Stadt, sie ist auch selbst Protagonistin der Hamburger Musikgeschichte. Bereits vor 50 Jahren öffnete die Universität ihre Räume für popkulturelle Veranstaltungen. Zahlreiche international bekannte Künstlerinnen und Künstler wie Pink Floyd, Tom Waits, AC/DC oder Meat Loaf, aber auch die Folk-Rock-Pioniere „City Preachers“ mit Inga Rumpf, Jean-Jacques Kravetz und Udo Lindenberg traten zwischen 1970 und 2000 im Audimax auf.
Am 15. September 2022, genau 50 Jahre nach Ottos legendärem Konzert im Audimax der Uni Hamburg, kamen zahlreiche Hamburger Musikgrößen mit der Show „Get Back To Audimax!“ zurück auf die Bühne der Universität Hamburg. Ottos Konzert „Otto Live im Audimax“ am 15. September 1972 begründete als Aufzeichnung auf Schallplatte dessen nationalen Durchbruch und ist bis heute ein Klassiker der deutschen Humorgeschichte. Auch für Udo Lindenberg, Abi Wallenstein und Inga Rumpf ist es eine Rückkehr auf die Bühne, auf der ihre Karrieren begannen. Die Jubiläumsshow war der Auftakt der Veranstaltungsreihe zur Hamburger Musikgeschichte an der Universität Hamburg.
Veranstaltungen zu Hamburger Musikkulturen der 1970er- und 1980er-Jahre
Mit einer öffentlichen Veranstaltungsreihe wurde die Crowdsourcing-Aktion im Herbst 2022 flankiert, eingeleitet durch die furiose Otto Jubiläums-Show im Audimax am 15. September 2022. Öffentlichen Führungen informierten über die Geschichte des Musikclubs "Logo" und das Audimax als Konzertort auf dem Campus. Begleitet von Live-Musik von Inga Rumpf, Stefanie Hempel und Sir Bradley wurde über Frauen in der Pop- und Rockmusik und geschlechterspezifische Perspektiven auf Musikgeschichte diskutiert. Christian Baumjohann vom ArchivB und Prof. Dr. Steffi De Jong informierten über Spuren, Quellen und Sammeln und über das Erzählen von Geschichte mit Objekten. Mitte Dezember haben wir die Reihe im Hamburger Gruenspan mit zahlreichen Gästen vorerst ausklingen lassen.
Hamburger Musikorte online
Bereits 2022 haben Studierende des Fachbereichs Geschichte im Rahmen eines Seminars damit begonnen, Informationen für eine digitale Karte mit wichtigen Orten Hamburger Musikkultur anzulegen. Marlene Draing und Vincent Delius haben diese Karte aufbereitet und zur Langen Nacht der Museen 2023 veröffentlicht. Sie ist unter https://uhh.de/hist-musikorte erreichbar. Die Karte soll zukünftig weiter wachsen und nach und nach neue Orte, vor allem aber Hintergrundinformationen und Literaturhinweise zu den einzelnen Einträgen erhalten.
Forschung und Lehre
Im Sommersemester 2023 bietet Prof. Dr. Thorsten Logge am Fachbereich ein Seminar zur Geschichte des Hamburger Musikclubs Logo an, in dem Studierende kleine Forschungsprojekte zu einzelnen Aspekten und Facetten des Clubs planen und durchführen. Über das Crowdsourcing-Projekt konnten unterschiedliche Themen für Lehrveranstaltungen, studentische Forschungsgruppen und auch für Abschlussarbeiten im Bachelor oder Master identifiziert werden. Hier wird in den kommenden Semestern noch mehr passieren.
Wichtig ist nun aber auch der Übergang zur Forschung. Im Sommer 2023 wird eine kleine Gruppe von Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen Forschungsprojekte entwickeln, die sich für Drittmittelanträge eignen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass dabei spannende Projektideen entstehen werden, die im Herbst 2023 in einer öffentlichen Veranstaltung auch öffentlich vorgestellt werden.
Presse-/Medienberichterstattung
- [€] Oskar Piegsa: Wer kennt diese Band?, Zeit Online, 14.09.2022
- Marco Fründt: "Bringt uns eure Eintrittskarten", taz, 6.10.2022
- Temporary History Lab: Musikkulturen in Hamburg, Tonart, DLF Kultur, 5.12.2022
- "Uni Hamburg will Musikgeschichte der Stadt neu schreiben, Rund um den Michel, NDR, 26.02.2023
Kontakt
Universität Hamburg
THL Hamburger Musikkulturen
Prof. Dr. Thorsten Logge
Überseering 35 #5
22297 Hamburg
E-Mail: musikgeschichten.gw"AT"uni-hamburg.de