Vom Rechtsterrorismus zur rechtsradikalen Gewalt. Die Bundesrepublik in den 1980er Jahren
Wann: Do, 11.01.2024, 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, 20146 Hamburg, Lesesaal (Erdgeschoss)
In den 1980er Jahren wurden in der Bundesrepublik verstärkt rassistisch motivierte Gewalttaten registriert. Begleitet von einer aufgeladenen Asyl- und Migrationsdebatte hatte sich die rechtsradikale Szene inhaltlich umorientiert und agierte zunehmend mit einer rassistischen Agenda. Diese Entwicklung ging mit einer Veränderung militanter Szenestrukturen einher, die nun attraktiver für Skinheads, Fußballfans und ‚Rocker‘ geworden waren. In dem Vortrag geht es einerseits um diesen Wandel rechtsradikaler Gewalt in den 1980er Jahren. Andererseits soll nach gesellschaftlichen und staatlichen Reaktionen darauf gefragt werden. Barbara Manthe beleuchtet beispielhaft die Deutungskämpfe über eine schwere rassistische Gewalttat in Hamburg, die heftige Kontroversen auslöste. Am 21. Dezember 1985 griffen Skinheads in der Nähe des S-Bahnhofs Landwehr drei türkische Männer an; einer von ihnen, Ramazan Avcı, verstarb wenige Tage später. Die Tat erregte große mediale Aufmerksamkeit; an dem Fall lassen sich nicht nur lokale Spezifika der Hamburger Stadtgesellschaft, sondern auch übergeordnete Entwicklungen zeigen, die für die Entwicklung rechtsradikaler Gewalt in den 1980er und frühen 1990er Jahre bedeutsam waren.
Dr. Barbara Manthe, Universität Bielefeld
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte in der deutschen Gesellschaft nach 1945
Die deutsche Zeitgeschichtsforschung hat - im Gleichklang mit der Mehrheit der Gesellschaft - der extremen Rechten nach 1945 lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Seit der Selbstenttarnung des rechtsterroristischen NSU im Jahr 2011 ist ein gesteigertes Interesse in der Gesellschaft und mit ihr auch den Geistes- und Sozialwissenschaften an der Thematik zu konstatieren. Zentral ist hierbei die Einsicht, dass die extreme Rechte in der Bundesrepublik zu keinem Zeitpunkt ein isoliertes Randphänomen war und ist. Ihre Geschichte ist vielmehr stets auf das Engste mit der Entwicklung der Gesellschaft und ihrer politischen Kultur verknüpft.
In der Vortragsreihe präsentieren sechs Historiker:innen die Ergebnisse ihrer aktuellen Forschung zur extremen Rechten. Sie sprechen über die Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus für das rechte Denken und Handeln, über die Entwicklung des Rechtsterrorismus und das Versagen von Polizei und Staatsgewalt sowie über den Zusammenhang von rechter Gewalt, (ost-)deutscher Transformationserfahrung und Erinnerungskultur.
Die Vortragsreihe findet in Kooperation mit der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen (SHGL) statt.
Donnerstags 18:30 – 20:00 Uhr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, Lesesaal (Erdgeschoss) oder Digital
Der Link zur Zoom-Übertragung wird kurzfristig auf der Website der Forschungsstelle für Zeitgeschichte (FZH) bekannt gegeben: https://zeitgeschichte-hamburg.de/home.html
Koordination
PD Dr. Daniel Gerster / Dr. Kerstin Thieler / Maike Raap, M.A. (Öffentlichkeitsarbeit), alle Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg