Geschichte des Arbeitsbereichs Alte Geschichte
Geschichte des Arbeitsbereichs Alte Geschichte
(vormals Seminar für Alte Geschichte)
Die Anfänge (1919 - 1945)
Bereits vor der Gründung der Universität fanden in Hamburg öffentliche Vorlesungen zu einem weiten Themenspektrum (u. a. zur Geschichte) statt. Diese Veranstaltungen wurden bis zu seiner Abschaffung (1895) vom "Akademischen Gymnasium" angeboten. Danach reformierte Werner von Melle das Vorlesungswesen grundlegend und öffnete es einer breiteren Öffentlichkeit. Ihren institutionellen Rückhalt fanden die Veranstaltungen in den bestehenden wissenschaftlichen Anstalten und Museen, sowie seit 1908 auch im neuen "Kolonialinstitut". Das Personal der Veranstaltungen bestand aus den Mitarbeitern dieser Institute, einer Reihe von Gymnasiallehrern sowie zahlreichen auswärtigen Gelehrten.
Mit der Gründung der Universität Hamburg (1919) wurde auch die Alte Geschichte in der Hansestadt etabliert. In ihrem Gründungsgesetz heißt es dazu lapidar: "[...] Folgende Professuren werden neu errichtet: [...] in der geisteswissenschaftlichen Fakultät vier ordentliche Professuren (je eine für Philosophie und alte Geschichte und zwei für klassische Philologie) [...]" Nach seiner Einrichtung war das Seminar – auch bedingt durch die Schäden des Krieges – an unterschiedlichen Standorten untergebracht (1919-1924: Jungiusstraße 5; 1924-1933: Rothenbaumchaussee 12; 1933-1944: Rothenbaumchausse 5; 1944-1962: Allendeplatz 1) bis 1962 der sog. „Philosophenturm“ errichtet wurde, in welchem die Historiker seitdem beheimatet sind.
Erster Lehrstuhlinhaber für Alte Geschichte war Erich Ziebarth (*1868 †1944), der vor seiner Berufung als Lehrer am Wilhelm-Gymnasium unterrichtete. Den Schwerpunkt seiner Arbeiten bildeten vor allem das griechische Schul- und Vereinswesen, die Geschichte von Handel und Wirtschaft sowie die griechischen Epigraphik. Er publizierte zahlreiche Aufsätze in den Jahresberichten des Wilhelm-Gymnasiums sowie im Hellas-Jahrbuch der Deutsch-Griechischen-Gesellschaft. Ziebarth beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit dem modernen Griechenland.
Ziebarths Emeritierung (1936) und die Neubesetzung des Lehrstuhls fielen in eine Zeit, in der es nicht nur um die fachliche Qualifikation der Bewerber ging. Jedoch gelang es der Berufungskommission, Hans Rudolph (*1907 †1980) für die Nachfolge zu gewinnen, obgleich man von politischer Seite Bedenken ihm gegenüber hegte. Von 1936 bis 1941 war er kommissarisch mit dem Lehrstuhl betraut, dann als ordentlicher Professor berufen. Rudolph blieb auf Distanz zum Nationalsozialismus. Die von ihm während dieser Zeit betreuten Dissertationen zeigen keine Zugeständnisse an das neue, vielfach eingeforderte Gedankengut.
Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart
Bis zu seiner Emeritierung (1976) prägte Hans Rudolph das Seminar für Alte Geschichte durch seine Lehre und Forschung und wurde zwischen 1949 und 1962 dabei durch den außerplanmäßigen Professor Wilhelm Hoffmann (* 1909 †1969) unterstützt. In der Nachfolge Rudolphs folgte 1976 Jürgen Deininger (*1937) dem Ruf an die Universität Hamburg, wo er bis zu seiner Emeritierung (2002) lehrte und sich vor allem mit der römischen Reichsbildung und der Verfassungsentwicklung im Altertum befasste. Sein Nachfolger wurde Christoph Schäfer (*1961), der 2008 einen Ruf an die Universität Trier annahm.
Im Rahmen des notwendigen personellen Ausbaus der Universität wurden Anfang der 60er Jahre eine Reihe von Lehrstühlen an der Philosophischen Fakultät neu geschaffen bzw. aufgestockt, so auch in der Alten Geschichte. Erster Inhaber dieses zweiten Lehrstuhls war von 1962 bis 1967 Jochen Bleicken (*1926 †2005). Ihm folgte Peter Herrmann (*1927 †2002), dessen Forschungsinteresse vor allem der Epigraphik Kleinasiens galt, welche bis zum heutigen Tag einen zentralen Schwerpunkt in den althistorischen Forschungen in Hamburg bildet. Sein Nachfolger wurde 1991 Helmut Halfmann (*1950), der mit seinen prosopographischen und epigraphischen Studien zum antiken Kleinasien das Erbe seines Vorgängers bis zu seiner Emeritierung 2015 fortführte.
Im Zuge der Personalreformen der 70er und 80er Jahre wurden durch die Umwandlung von Stellen zwei weitere Professuren geschaffen. Auf der einen lehrte von 1978 bis 1994 Dietrich Hoffmann (*1929), dessen Forschungsschwerpunkt im spätantiken Militärwesen lag. Die zweite Professur hatte von 1982 bis 2005 Joachim Molthagen (*1941) inne, der sich vor allem mit der Römischen Republik, dem frühen Christentum und antiker Historiographie beschäftigte. Trotz des bestehenden Bedarfs an Lehrveranstaltungen und Prüfungskapazitäten mussten Hoffmanns und Molthagens Stellen im Zuge universitärer Sparverpflichtungen wieder gestrichen werden. Zum Sommersemester 2004 wechselte das Seminar für Alte Geschichte im Zuge der anstehenden Neustrukturierung der Universität als Arbeitsbereich für Alte Geschichte ins Historische Seminar, in dem jetzt alle geschichtswissenschaftlichen Fächer vereinigt sind.
Der Arbeitsbereich heute
Die Nachfolge für Christoph Schäfer trat 2011 Werner Rieß (*1970) an, während auf Helmut Halfmann 2015 Kaja Harter-Uibopuu (*1968) folgte, als Privatdozentin forscht Sabine Panzram am Arbeitsbereich. Aktuelle Forschungsschwerpunkte der Alten Geschichte in Hamburg sind: die Geschichte Athens, Gewalt in der Antike, griechische und lateinische Epigraphik, Kleinasien in römischer Zeit, antike Rechtsgeschichte, die Städte Spaniens im Altertum sowie die Digital Humanities. Weitere Informationen finden Sie im Profil der Alten Geschichte
Seit Anfang der 90er Jahre konnten durch die Wiedereinrichtung einer Assistentenstelle und mehrerer, meist projektgeförderter Stellen für Mitarbeiter wieder wissenschaftliche Nachwuchsstellen für das Seminar gewonnen werden. Die stetig steigende Zahl an Doktoranden unterstreicht die Anziehungskraft und Bedeutung der Altertumswissenschaften in Hamburg.