Sandra Frühauf, M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Thomas Großbölting
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Biographische Notiz
- Seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg im DFG-Forschungsprojekt „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland. Semantiken, Praktiken, Emotionen in der westdeutschen Gesellschaft 1965-1989/1990 (Promotionsvorhaben: „Abschied von ‚Hochwürden‘. Die Priesterkrise nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil“)
- 2017-2020 studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte II / Zeitgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Dr. Thomas Großbölting)
- 2018-2020 Masterstudium der Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
- 2013-2018 Bachelorstudium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Dissertationsprojekt
Abschied von ‚Hochwürden‘. Priester- und Solidaritätsgruppen als Foren kirchlicher Selbstreflexion und klerikaler Kritik (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Großbölting, apl. Prof. Dr. Klaus Große Kracht
Die ‚langen‘ 1960er Jahre in der Bundesrepublik waren geprägt von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Transformationen, die einen Wertewandel und Veränderungen in der Alltags- und politischen Kultur hervorbrachten. Die Umbrüche beschränkten sich jedoch nicht auf den säkularen Bereich, sondern betrafen auch die katholische Kirche. Die Katholik:innen der Bundesrepublik erlebten spätestens in den 1960er Jahren eine Erosion der Milieustrukturen, die zu diversifizierten Gestaltungen des ‚Katholischseins‘ führte, die die Bonner Republik mitprägten. Die zunehmende Infragestellung traditioneller Autoritätsrollen betraf vor allem die exponierte Rolle und Funktion der Priester als altehrwürdige ‚Hochwürden‘. Die Rollenzuschreibungen und -erwartungen sowie das priesterliche Selbstverständnis waren erheblichem Wandel ausgesetzt.
Im Rahmen dieses Dissertationsprojektes wird die Frage untersucht, welche Rolle neue Formen der Selbstorganisation der Priester in der westdeutschen katholischen Kirche und gesamtgesellschaftlich bei diesen Transformationen im Untersuchungszeitraum von 1965-1989/90 einnahmen. Die Priester- und Solidaritätsgruppen gründeten sich Ende der 1960er Jahre als Artikulationsorgan, das sich kritisch mit dem priesterlichen Leben, unter anderem mit dem Zölibat, der kirchenrechtlichen Stellung des Priesters und seiner Rolle in Politik und Gesellschaft auseinandersetzte. Die Basiserklärung der „Arbeitsgemeinschaft von Priestergruppen in der BRD“ aus dem Jahr 1969 verdeutlicht, dass die Priestergruppen eine Umwandlung und Öffnung der Kirche nach den Ansätzen des Zweiten Vatikanischen Konzils als Notwendigkeit gesehen haben, um mit der kirchlichen Erneuerung Lösungen globaler sozialer und politischer Probleme der Zeit anzustoßen. Sind die Priester- und Solidaritätsgruppen mit neuen sozialen Bewegungen zu vergleichen oder handelt es sich um eine innerkirchliche Reformbewegung? Dynamisierten die Priester- und Solidaritätsgruppen den Wandel weiter? Waren sie Impulsgeber für Reformen und fanden Beachtung bei den Diözesanleitungen oder stellten sie eine marginalisierte Gruppe innerhalb der Priesterschaft dar, deren Stimme wenig Gehör fand? Diese Fragen sollen in der Studie anhand der Untersuchung von habituellen Veränderungen und damit verbundenen modifizierten Praktiken, dem Wandel der verwendeten religiösen Semantiken und Veränderungen der emotionalen Zugehörigkeit der Kritischen Priester beantwortet werden. Hierfür sollen neben der Untersuchung der „Arbeitsgemeinschaft von Priestergruppen in der BRD“, dem „Organ der Aktion und Repräsentation“ der einzelnen Mitgliedsgruppen auf Bundesebene, zwei Lokalstudien zur Diözese Münster mit dem Freckenhorster Kreis und zum Erzbistum München und Freising mit dem Aktionskreis München vorgenommen werden.
Forschungsschwerpunkte
- Zeitgeschichte der Bundesrepublik Deutschland
- Religions- und Kirchengeschichte