Benedikt Kemper, M. Ed.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Arbeitsbereich Deutsche Geschichte bei Prof. Dr. Thomas Großbölting
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Biographische Notiz
- Seit Dez. 2017 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Verwaltungslogik und kommunikative Praxis im und nach dem Nationalsozialismus: Wirtschaft, Religion und Gesundheit im Zugriff zentraler Behörden 1930-1960“ an der WWU Münster und der Universität Hamburg – Teilbereich Gesundheit
- 2017 Master of Education
- 2015 Bachelor of Arts
- 2011-2018 Studium der Fächer Deutsch und Geschichte an der WWU Münster
Dissertationsprojekt
‚Den Wahnsinn verwalten – Unsicherheit und Einweisungsrecht zwischen der Weimarer Republik und dem geteilten Deutschland‘ (Arbeitstitel)
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Großbölting (Hamburg), apl. Prof. Dr. Klaus Große Kracht (Münster)
Eine Vielzahl öffentlicher Skandale um unberechtigte Zwangseinweisungen und katastrophale Zustände innerhalb der Anstalten prägt schon seit dem 19. Jahrhundert das populäre Bild der Psychiatrie. Besondere Unsicherheit erzeugten (und erzeugen) dabei Berichte von Menschen, die als vermeintlich ‚Gesunde‘ gegen ihren Willen ihrer Freiheit beraubt und in eine Anstalt eingewiesen wurden. Demgegenüber steht das vor allem in ärztlichen Kreisen verbreitete Bild der Psychiatrie als Krankenhaus der besonderen Art, welches zum Schutz der Gesellschaft vor den von psychisch Kranken ausgehenden Gefahren beiträgt.
Beide Wahrnehmungen beeinflussen schon seit der ‚Erfindung der Psychiatrie‘ die Debatte über die rechtlichen Rahmenbedingungen psychiatrischer (Zwangs-) Einweisungen. Das Projekt unter dem Arbeitstitel ‚Den Wahnsinn verwalten – Unsicherheit und Einweisungsrecht zwischen der Weimarer Republik und dem geteilten Deutschland‘ untersucht aus diesem Grund in einem ebenso verwaltungs- wie rechtshistorischen Zugriff die Genese der Einweisungsgesetzgebung in Heil- und Pflegeanstalten über vier politische Systeme hinweg, von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis in die Bundesrepublik sowie die DDR. Im Unterschied zum Großteil der aktuellen Forschung rückt das Projekt dabei explizit das Handeln der obersten Verwaltungsbehörden in den Blick und beleuchtet, wie die Ministerialbeamten vor dem Hintergrund ärztlicher Ansprüche und gesellschaftlicher Unsicherheiten die psychiatrische Einweisungspraxis wahrnahmen, beurteilten und durch Gesetzentwürfe zu steuern versuchten. Das Vorhaben erforscht damit die historischen Wurzeln eines bis heute relevanten legislativen Bemühens um die Reduktion von Unsicherheiten durch Ausgleich zwischen zwei ‚Urängsten‘ des modernen Menschen, der Sorge, als ‚Gesunder‘ unrechtmäßig in die Psychiatrie eingewiesen zu werden und der Angst vor einer (vermeintlich) von unbehandelten psychisch Kranken ausgehenden Gefahr – ein Spannungsfeld, das bis in die Gegenwart nichts von seiner Brisanz verloren hat.
Forschungsschwerpunkte
- Deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
- Verwaltungsgeschichte des 20. Jahrhunderts
- Psychiatriegeschichte
- Geschichte der Frauenbewegung
Publikationen
- Kemper, Benedikt: Ein ganzes System auf der Anklagebank. Öffentliche Unsicherheitswahrnehmung als Katalysator ministerialen Verwaltungshandelns, in: Thomas Großbölting/Klaus Große Kracht (Hg.), Verwaltungslogik und kommunikative Praxis. Wirtschaft, Religion und Gesundheit als Gegenstand von Bürokratie in Deutschland 1930-1960 (= Nassauer Gespräche, Bd. 13), Stuttgart 2021 [im Druck].