Fabian Köster, M.A.
Doktorand bei Prof. Dr. Thomas Großbölting
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Biographische Notiz
- seit Oktober 2019: Promotionsstipendium des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBRG)
- 02-08 2019: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt C06 „Entscheiden im politischen System der Bundesrepublik Deutschland“ am SFB 1150 Kulturen des Entscheidens
- 2018-2019: Stipendiat am SFB 1150 Kulturen des Entscheidens
- 2018: Master of Arts
- 2015: Bachelor of Arts
- 2015-2018: Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte II/Zeitgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Dr. Thomas Großbölting)
- 2011-2018: Studium der Geschichte, Germanistik und Kulturpoetik der Literatur und Medien an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Forschungsschwerpunkte
- Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
- Kulturgeschichte
- Kultur- und Vergangenheitspolitik der Nachkriegszeit
Aktuelles Forschungsprojekt
Kommunale Kulturpolitik in den westdeutschen Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg während der ,Wirtschaftswunderzeit‘ (Dissertationsprojekt)
Kurzexposé
Im Promotionsprojekt wird die kommunale Kulturpolitik in den westdeutschen Industriestädten Wolfsburg und Gelsenkirchen vergleichend in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik untersucht. Beide Städte forcierten – auch im Zuge der Demokratisierung – eine Imagepolitik, die die gängigen Vorstellungen von ,Autostadt‘ beziehungsweise ,Stadt der tausend Feuer‘ aufbrechen sollte. Der Emanzipationsprozess von diesen singulären Zuschreibungen richtete sich über ein modernes Kulturangebot sowohl nach innen als auch nach außen: Neben der Weiterbildung, Wertschätzung und Bindung der eigenen, überwiegend arbeitenden Bevölkerung setzten die Städte bewusste Distinktionsmerkmale gegenüber den traditionellen Kulturzentren wie Braunschweig oder Dortmund und Essen. Während bundesweit und auch in anderen Industriestädten kulturell zumeist ein „Zurücktasten zum Vertrauten“ (Anselm Doering-Manteuffel) erfolgte, lässt sich bei den Untersuchungsobjekten eine Zuwendung zur progressiven Kunst und Kultur identifizieren, die jeweils in einem Sonderstatus begründet liegt:
Für Wolfsburg, 1938 als „Stadt des KDF-Wagens bei Fallersleben“ von den Nationalsozialisten gegründet, schien eine ,Neuerfindung‘ und vor allem die Abgrenzung zur eigenen, kurzen Tradition alternativlos.
Gelsenkirchen wurde wiederum erst Mitte des 19. Jahrhunderts zur Industriestadt, die lange Zeit der Kohle ,hinterher wanderte‘ und somit kein richtiges Zentrum besaß.
Das Tempo der Wirtschaftsentwicklung verhinderte kulturelle Beständigkeit. Jene vermeintliche Traditionslosigkeit wurde jeweils im Kontext eines innovativen Projektes in das Narrativ der jungen, modernen Stadt umgedeutet:
Bei der Eröffnung des Gelsenkirchener Theaterneubaus 1959, der ,Kunst am Bau‘, progressives Design und Industrieproduktion miteinander verknüpft, sprach die Kulturpolitikerin Elisabeth Nettebeck von der „Gnade des Anfangs“. In Wolfsburg wurde im gleichen Jahr der Kunstpreis Junge Stadt sieht Junge Kunst ins Leben gerufen, um aufstrebende Kunstschaffende aus Niedersachsen, Berlin und jeweils einem dritten Bundesland an die Stadt zu binden.
Zur Förderung der im Kontext kontroversen gegenstandslosen Kunst konstatierte Oberbürgermeister Uwe-Jens Nissen, Wolfsburg sei eine „Stadt ohne Tradition, die sich auch äußerlich bemüht, ein modernes Gesicht zu zeigen“.
Es gilt zu untersuchen, wie modern, demokratisch und gesellschaftspolitisch der jeweils inszenierte ,Neustart‘ umgesetzt und interpretiert wurde. Beide Städte sind fast völlig voraussetzungslos in unterschiedlichen Zeitschichten der Industrialisierung entstanden und besitzen verschiedene Traditionen und historisch gewachsene Bürden. Weiterhin deuten die jeweils dominanten Industrien in ihren eigenen Erfolgs- wie Misserfolgsgeschichten die weiteren Entwicklungslinien bereits an. Hierbei stellt sich darüber hinaus die Frage, ob und wie Kulturpolitik und kulturelle Stadtwerdung diese Entwicklungen spiegeln oder sogar aufbrechen. Während insbesondere in Wolfsburg und Gelsenkirchen die progressiven kulturellen Elemente von der restaurativen Erfolgsgeschichte des ,Wirtschaftswunders‘ bei- oder untergeordnet werden, offenbart sich möglicherweise genau in diesen Städten – bisher weitgehend unbeachtet – eine Geschichte der Moderne, die sich als spezifische, bisweilen radikale Form der Westernisierung lesen lässt.
Publikationen
- (mit Alexander Kraus) „So will ich dir Gruß aus weiter Ferne schicken.“ Feldpost des westfälischen Landsturmmanns Heinrich Echtermeyer, 1916–1918, Münster 2021, URL: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:6-09039401177, darin:
- (mit Alexander Kraus) Handschriftlicher Rückzug von der Ostfront. Feldpost des Landsturmmanns Heinrich Echtermeyer, 7–11.
- (mit Dennis Krause) Rückzug in das Gewöhnliche. Immer nur die gleichen ,Floskeln‘?, 65–67.
- Die Entdeckung der Identität. Wolfsburger Stadtwerbung im Tourismusführer Merian, in: Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 20 (Mai 2021), 23–24.
- „Ich bin nie Politiker gewesen, ich bin Wirtschaftler und Unternehmer.“ Nordhorns Ehrenbürger im Spiegel der Vergangenheit, in: Bentheimer Jahrbuch 2021, Nordhorn 2020, 13–47.
- Kulturpolitische Emanzipationsprozesse in den Wirtschaftswunderjahren. Ein Forschungsprojekt zu den Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg, in: Das Archiv 16 (Februar 2020), 5–7.
- (mit Thomas Großbölting) Nordhorner Ehrenbürger in der Diskussion. Die Stadt Nordhorn und die Verleihung von Ehrenbürgerwürden 1929 bis heute, Nordhorn 2019, URL: https://www.nordhorn.de/portal/meldungen/gutachten-zu-ehrenbuergern-900000590-26710.html.
- (mit Inga Schwemin) The Walk-Away. Eine Ironisierung des spektakulären Actionfilm-Skripts im Superheldenfilm?, in: Jasper Stephan (Hg.), Sprengstoff. Motive und Verfahren in Literatur und Medien, Würzburg 2019, 155–169.
- „Die Männer waren ihr Verhängnis.“ Der Fall Kreutzmann und Robert Lebecks Fotoreportage, in: Ralf Beil/Alexander Kraus (Hg.), Robert Lebeck. 1968, Göttingen 2018, 249–267.
- Skulptur der Fußballspieler Fritz Szepan und Ernst Kuzorra, in: Alexander Kraus/Daniel Schmidt (Hg.), Eine Geschichte des modernen Gelsenkirchen in 25 Objekten (Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte 20), Essen 2016, 212–221.
- Trikot des FC Schalke 04, gerahmt, in: Alexander Kraus/Daniel Schmidt (Hg.), Eine Geschichte des modernen Gelsenkirchen in 25 Objekten (Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte 20), Essen 2016, 200–211.
- Die Biologien Hermann Landois’. Eine Erlösung „aus den Fesseln todter Naturbeschreibung“, in: Cordula Hesselbarth/Alexander Kraus (Hg.), Von Sammlungen und ihren Sammlern. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte naturwissenschaftlicher Forschung in Westfalen, Münster 2016, 39–48.
- DDR und Palästina – ,Brüder im Geiste‘? Intifada und Proklamation Palästinas 1988 im Spiegel der deutsch-deutschen Geschichte, in: Zeitgeschichte-online, Juli 2015, URL: http://zeitgeschichte-online.de/die-ddr-und-palaestina-brueder-im-geiste.
Vorträge
- „Kommunale Kulturpolitik in den westdeutschen Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg während der ,Wirtschaftswunderzeit‘“ am 26. März 2021 bei der Historischen Kommission für Westfalen in Münster.
- „,Wir sind eine junge Stadt und haben keine Tradition zu hüten.‘ Kultur(politik) in Wolfsburg und Gelsenkirchen (1945–1973)“ am 5. Dezember 2019 beim Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte in Braunschweig.
- „The Walk-Away“ auf der Tagung „Sprengstoff. Dynamit und seine Nachfolger in Literatur, Film und Popmusik als Motiv und ästhetisches Verfahren“ am 8. Juni 2018 in Münster (WWU) (mit Inga Schwemin).
- „(K)ein Denkmal für Szepan und Kuzorra“, Vortrag und Lesung zum Sammelband „Eine Geschichte des modernen Gelsenkirchen in 25 Objekten“ am 13. Dezember 2016 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.