Ruth Pope, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Thomas Großbölting
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Biographische Notiz
Studium
- 2015-2019 Bachelor of Arts Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft an der Universität Münster
- 2018 Auslandssemester an der Universität Wien.
Thema der Bachelorarbeit: „Mein Angebot mache ich nur gegen Höchstgebot“ – Die Anfänge des Körperspendewesens am anatomischen Institut der Universität Münster - 2019-2021 Master of Arts Geschichtswissenschaft an der Universität Münster
- 2019 Auslandssemester an der Universität Oslo.
Thema der Masterarbeit: Die Gründung von Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern ab den 1980er Jahren in Westdeutschland
Akademischer Werdegang
- 2016-2018 Studentische Hilfskraft am Historischen Seminar der Universität Münster bei Dr. Sabine Kittel
- 2018-2020 Studentische Hilfskraft am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster bei Prof. (apl.) Dr. Klaus Große Kracht
- 2018-2020 Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Münster bei Prof. Dr. Thomas Großbölting
- 2020 Freie Mitarbeit am Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen zur „Datenbank der in den Jahren 1933 bis 1945 in Gelsenkirchen verfolgten Jüdinnen und Juden“
- 2020-2021 Studentische Hilfskraft im Projekt „Aufarbeitung des Missbrauchs an Minderjährigen im Bistum Münster“ an der Universität Münster bei Prof. Dr. Thomas Großbölting und Prof. (apl.) Dr. Klaus Große Kracht
- Seit November 2021 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg
Stipendien
- 2016-2019 Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung
- 2019-2021 Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes
- 09/2023-11/2023: Stipendium des Übersee-Clubs für Forschungsaufenthalt in den USA
Dissertationsprojekt
Arbeitstitel: Sexualisierte Gewalt an Kindern. Umkämpftes Wissen in der Bundesrepublik, 1980-2010
In meinem Promotionsvorhaben untersuche ich die Produktion und Zirkulation von Wissen über sexualisierte Gewalt an Kindern in der Bundesrepublik ab den 1970er Jahren. Im Zentrum stehen dabei Initiativen und Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern, die in den 1980er Jahren im Umfeld der Neuen Frauenbewegung gegründet wurden. In diesen Beratungsstellen – so die These – entstand durch Wissensproduktion „von unten“ viel von dem, was wir heute über sexualisierte Gewalt an Kindern wissen. Durch die Arbeit mit Betroffenen generierten die Beratungsstellen in ihrer alltäglichen Praxis Wissen über Ausmaß, Ursachen und Folgen von sexualisierter Gewalt an Kindern sowie über mögliche Therapie- und Präventionsstrategien. Auf der Grundlage stellten sie bisherige Deutungen über sexualisierte Gewalt an Kindern, wie sie bis dahin von Medizin, Psychiatrie und Sexualwissenschaft angeboten wurden, in Frage und beeinflussten durch die Verbreitung ihres Wissens den Umgang mit sexualisierter Gewalt an Kindern in Wissenschaft, Medien, Politik und Justiz.
Die zeitgeschichtliche Forschung zur Geschichte der sexualisierten Gewalt an Kindern befindet sich noch in den Anfängen. Neben Aufarbeitungsstudien zu einzelnen Institutionen sind vor allem Arbeiten zur sogenannten Pädophilenbewegung und zu Diskursen um kindliche Sexualität im links-alternativen Milieu der 1970er und 1980er Jahre entstanden. Abseits davon hält sich das – bisher empirisch wenig unterfütterte – Narrativ, es seien vor allem die Neue Frauenbewegung und die Arbeit feministischer Beratungsstellen gewesen, die erstmals konsequent die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund gestellt und so den gesellschaftlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt an Kindern nachhaltig verändert hätten.
Dieses Narrativ soll überprüft, aber nicht vorschnell übernommen werden. Deswegen werden neben den feministischen Beratungsstellen als Orte der Wissensproduktion nicht-feministische Initiativen und Organisationen hinzugezogen, etwa Beratungseinrichtungen des Kinderschutzbundes und von pro familia sowie konfessionell gebundene Ehe- und Familienberatungen. In einem Dreischritt soll untersucht werden, 1. auf welches vorhandene Wissen die Beratungseinrichtungen zurückgriffen, welches sie adaptierten und welches sie als ungültig zurückwiesen; 2. wie sie eigenes Wissen über sexualisierte Gewalt an Kindern, über die Verbreitung und Folgen, Beratungs- und Therapieansätze und Präventionsstrategien produzierten; 3. wie von den Beratungseinrichtungen ausgehend dieses Wissen zirkulierte und sich wie und warum gegenüber anderen Deutungen von sexualisierter Gewalt an Kindern durchsetzte.
Damit möchte das Promotionsvorhaben im Sinne einer „Problemgeschichte der Gegenwart“ die seit dem Jahr 2010 anhaltende öffentliche Debatte um sexualisierte Gewalt an Kindern historisieren und zeigen, durch welche historischen Wissensformen und Deutungen sie vorstrukturiert ist. Zudem schließt das Projekt eine Forschungslücke in der Geschichte der Neuen Frauenbewegung und ihrer Wirkungen und will darüber hinaus als Wissensgeschichte grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von aktivistischem, partizipativem Wissen „von unten“ und wissenschaftlichem „Expertenwissen“ in der Bundesrepublik ab den 1970er Jahren anstellen.
Forschungsschwerpunkte
- Medizingeschichte
- Geschichte der Sexualität
- Frauen- und Geschlechtergeschichte
Publikationen
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mit Klaus Große Kracht, Emma gegen Kentler. Eine geplatzte Preisverleihung im Kontext der Deutungskämpfe um sexualisierte Gewalt an Kindern in den 1980er und 1990er Jahren, in: Zeitgeschichte in Hamburg. Jahrbuch der Forschungsstelle für Zeitgeschichte (2023), S. 100-118.
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Rezension zu: Sonja Matter, Das sexuelle Schutzalter. Gewalt, Begehren und das Ende der Kindheit (1950–1990), Göttingen 2022, in: H-Soz-Kult, 31.05.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-118011>.
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„Zartbitter“ und die feministische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt an Kindern in den 1980er und 1990er Jahren, in: Westfälische Forschungen, 72 (2022), S. 347–365.
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„Mein Angebot mache ich nur gegen Höchstgebot“. Die Anfänge des Körperspendewesens am anatomischen Institut der Universität Münster in den 1940er- und 1950er-Jahren, in: Westfälische Zeitschrift, 170 (2020), S. 9-34.
Vorträge
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Feminist Activism Against Child Sexual Abuse Between Self Help, Counselling and Politics in the Federal Republic of Germany, 1980-2000. Vortrag auf der Konferenz „One hundred years since the Geneva Declaration“ – A historical perspective on childhood, children and their rights in the 20th century, Lithuanian Institute of History, Vilnius, 25.-27.9.2024.
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Child Sexual Abuse – Contested Knowledge in the Federal Republic of Germany in the 1980s. Vortrag auf der German History Society Annual Conference, Manchester, 5.-7.9.2024.
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Betroffenheit, Parteilichkeit, Wissenschaftlichkeit – feministisches Wissen über sexualisierte Gewalt an Kindern, 1980-2010. Vortrag im Kolloquium Wissensgeschichte, Universität Konstanz, 15.6.2023.
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Die Grenzen der Liberalisierung: Die Schutzalterdebatte bei der Sexualstrafrechtsreform und feministischer Widerspruch. Vortrag auf der 4. Jahrestagung des Arbeitskreises Sexualitäten in der Geschichte, Berlin 21.-22.4.2023.
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In Kellern und auf Dachböden – Quellenprobleme bei der Erforschung feministischer Beratungsstellen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern. Vortrag auf dem Nachwuchsworkshop des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung, Regionalgruppe Nord, Hamburg, 14.10.2022.
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Die Anfänge des Körperspendewesens am Beispiel des anatomischen Instituts der Universität Münster. Vortrag auf dem Arbeitskreistreffen Geschichte der Bio- und Medizinethik in Deutschland, FSU Jena, 18.2.2021.
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„Mir ist vollkommen egal, was nach meinem Tod mit mir passiert“ – Die Anfänge des Körperspendewesens am anatomischen Institut der Universität Münster. Vortrag zur Vortragsreihe des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens in Kooperation mit der Universität Münster, 9.12.2019.