Prof. Dr. phil. Christian Habicht, 1926-2018
13. August 2018

Foto: Sebastian Prignitz 2014
Am 6. August 2018 verstarb in Princeton, NJ, Prof. Dr. Christian Habicht, einer der führenden Althistoriker und Epigraphiker, dessen Wurzeln sowohl privat als auch akademisch in Hamburg liegen.
Mit ihm verliert die Fachwelt nicht nur einen profunden Kenner vor allem der hellenistischen Geschichte und ihrer Quellen, sondern auch einen besonderen Menschen, der durch seine bescheidene und fröhliche Art nachhaltigen Eindruck bei allen, die ihn kennen durften, hinterlassen hat.
Christian Habicht wurde am 23.2.1926 in Dortmund geboren und wuchs in Hamburg auf, wo er zunächst das Matthias-Claudius-Gymnasium und nach dem Ende des 2. Weltkrieges das Johanneum besuchte. Ab dem Wintersemester 1946/47 studierte er an der UHH Alte Geschichte, Klassische Philologie und Klassische Archäologie und promovierte 1952. Die Dissertation über den hellenistischen Herrscherkult gilt bis heute so sehr als Standardwerk, dass noch kurz vor seinem Tode eine überarbeitete englische Übersetzung erschien. Bereits 1957 erfolgte die Habilitation in Alter Geschichte mit einer Arbeit über samische Volksbeschlüsse aus hellenistischer Zeit. Die minutiöse Edition der Inschriften verband sich mit der historischen Interpretation zu einem umfangreichen Bild des politischen Lebens auf der Insel. Er selbst fasste diesen Zusammenhang treffend in folgende Worte: „To me, epigraphy came naturally with research for my doctoral dissertation. The field is much larger than editing inscriptions and commenting upon them; it provides fertile soil for all kinds of social and economic studies, for onomatology, dialectology, grammar, for religion and ritual, and so much more.“
Nach Professuren an der Universität Marburg (1961-1965) und der Universität Heidelberg (1965-1973) wurde er schließlich an das Institute for Advanced Study in Princeton, NJ, berufen, wo er weit über seine Emeritierung 1998 hinaus nicht nur wissenschaftlich tätig war. Über 200 Artikel und 7 Monographien aus allen Bereichen der griechischen und römischen Geschichte legen beredtes Zeugnis des erfüllten Forscherlebens ab. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten lag stets in Griechenland, vor allem in der Erforschung der nachklassischen Polis und ihrer Gesellschaft, wie die Publikationen zum hellenistischen Athen und zum Herrscherkult im griechischen Sprachraum, oder zuletzt die Kommentare zu Frank W. Walbanks neuer Übersetzung des Polybios in der Loeb-Edition deutlich zeigen. Aber auch der Reiseschriftsteller Pausanias und der römische Redner Cicero vermochten ihn zu faszinieren. Seine Arbeiten sind nicht nur für Epigraphiker auch heute Standard.
Seiner Alma Mater, der UHH, blieb C. Habicht stets eng verbunden. Im SoSe 1995 wirkte er als Gastprofessor am Seminar für Alte Geschichte, auch weiterhin dienten, solange es ihm seine Gesundheit erlaubte (bis 2014), nahezu jährliche Besuche dem Kontakt zu den Hamburger Kollegen, und vor allem dem wissenschaftlichen Austausch mit Prof. Dr. Peter Herrmann (✝ 2002), dem er auch in tiefer Freundschaft zugetan war. Noch als Emeriti konnten die beiden tagelang griechische Inschriften lesen und diskutieren und der Enthusiasmus, der sie dabei verband, war deutlich spürbar. Es ist diese Freude an der Arbeit mit antiken Quellen, die Christian Habicht nicht nur als Gastgeber gegenüber allen Besuchern des Institute for Advanced Study sondern auch auf zahlreichen Vortragsreisen und Tagungen vermitteln konnte. In Vorträgen und Seminaren ebenso wie in persönlichen Gesprächen beeindruckte er seine Gesprächspartner durch Fachwissen, vor allem aber auch durch seine menschlichen Qualitäten. Humor und Fröhlichkeit gehörten ebenso dazu wie ein hohes Maß an Gerechtigkeitsbewußtsein und Verantwortungsgefühl.
Der Arbeitsbereich Alte Geschichte wird Christian Habicht stets ein ehrendes Andenken bewahren, unser Mitgefühl gilt in diesen Tagen seiner Frau Freia und seiner Familie.