Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz in Geschichte und GedenkenProjektseminar mit Exkursion nach Oświęcim / English version below
1. September 2025
Im Sommersemester 2025 leiteten Prof. Dr. Birthe Kundrus und Dr. Kim Wünschmann an der Universität Hamburg ein Projektseminar für Master-Studierende des Fachbereichs Geschichte mit dem Titel „‚Interessengebiet‘: KL Auschwitz in Geschichte und Erinnerung“. Das Seminar umfasste eine Exkursion, die 22 Teilnehmende im Juli 2025 nach Oświęcim und in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau führte. Ziel war es, die unterschiedlichen Orte des ehemaligen Lagerkomplexes in ihrer Gewalttopographie zu erkunden und im Kontext von Theorien und Methoden der historischen Forschung sowie der Memory Studies zu diskutieren.
Das im Frühjahr 1940 von der SS errichtete Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz nahm im Netz der nationalsozialistischen Zwangslager, das sich über weite Teile Europas erstreckte, eine Sonderstellung ein. Mindestens 1,1 Millionen Menschen kamen hier zu Tode, die große Mehrheit Jüdinnen und Juden, aber auch Sintizze und Sinti, Romnja und Roma, polnische Oppositionelle, sowjetische Kriegsgefangene und andere.
Die Exkursion, die in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Kahrs und der Agentur what matters organisiert wurde, umfasste den Besuch der drei ehemaligen Standorte: das Stammlager (Auschwitz I), Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) und das an die I.G. Farben-Werke angrenzende Auschwitz-Monowitz (Auschwitz III).

Doch darüber hinaus war Auschwitz nicht nur Tatort von Massenverbrechen, Völkermord und Drehscheibe des Zwangsarbeitseinsatzes von Häftlingen, sondern auch ein Kerngebiet der nationalsozialistischen Siedlungs- und „Germanisierungspolitik“, auf dem sich ideologische mit kriegswirtschaftlichen Interessen verbanden. So wurde auf der Exkursion auch die Situiertheit des Lagerkomplexes im SS-Sperrgebiet, dem sogenannten „Interessengebiet KL Auschwitz“, untersucht sowie die Verbindungen zwischen dem Lager und der Stadt aufgezeigt, die nach Plänen des Architekten Hans Stosberg – auch für die Beschäftigten der I.G. Farben – zur „Musterstadt Auschwitz“ ausgebaut werden sollte.



Über das im Jahr 2000 eingerichtete Jüdische Zentrum in Oświęcim/Auschwitz und das Oshpitzin Jüdische Museum erschloss sich den Exkursionsteilnehmenden auch die lokale jüdische Geschichte. An das Museum grenzt die einzige erhalten gebliebene Synagoge in Oświęcim, die Chevra Lomdei Mishnayot Synagoge, an. Seit November 2019 befindet sich am Standort der ehemaligen Großen Synagoge, die die Deutschen im November 1939 zerstörten, ein Gedenkpark, der die Umrisse des Gotteshauses markiert. Bei einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof fanden sich erhaltende Matzevot (Grabsteine) mit hebräischen, jiddischen, polnischen und deutschen Inschriften. Überlebende der Shoah hatten den Friedhof, der 1941 nach der Deportation der jüdischen Bevölkerung von den Deutschen geschlossen und verwüstet worden war, wieder hergestellt.



Die Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim diente der Gruppe als Unterkunft und Seminarzentrum.

*Fotos: Kim Wünschmann
Die Studienreise wurde gefördert von der Axel Springer Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und Hamburglobal, dem Förderprogramm der Universität Hamburg (DAAD und bmbf).
In the summer semester of 2025, Prof. Dr. Birthe Kundrus and Dr. Kim Wünschmann led a seminar for master students in the Department of History at Universität Hamburg entitled “‘Zone of Interest’: KL Auschwitz in History and Memory.” The seminar included a study trip that took 22 participants to Oświęcim and the Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau in July 2025. An exploration of the various sites of the former camp complex revealed multifaceted topographies of violence which were discussed in the context of theories and methods of historical research and memory studies.
The Auschwitz concentration and extermination camp, established by the SS in the spring of 1940, occupied a special place in the network of Nazi forced labour camps that stretched across large parts of Europe. At least 1.1 million people died at Auschwitz, the vast majority of them Jews, but also Sinti and Roma, Polish opposition members, Soviet prisoners of war and others.
The excursion, organized in collaboration with Dr. Andreas Kahrs and what matters, included visits to the three former sites: the main camp (Auschwitz I), Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II), and Auschwitz-Monowitz (Auschwitz III), adjacent to the I.G. Farben factory.
Auschwitz was not only the scene of mass crimes, genocide and a hub for the forced labour deployment of camp prisoners, but also a core area of Nazi settlement and “Germanization” policies where ideology and war economy converged. The excursion examined the location of the camp complex in the SS-restricted area, the so-called “zone of interest”, and highlighted the connections between the camp and the town, which, according to plans by architect Hans Stosberg, was to be developed into the “model town of Auschwitz” – also for the employees of I.G. Farben.
Participants learned about the local Jewish history through the Auschwitz Jewish Center, established in 2000, and the Oshpitzin Jewish Museum in Oświęcim/Auschwitz. Integrated into the museum is the only surviving synagogue in Oświęcim, the Chevra Lomdei Mishnayot Synagogue. Since November 2019, a memorial park marks the outline of the former Great Synagogue, which had been destroyed by the Germans in November 1939. During a visit to the Jewish cemetery, preserved matzevot (gravestones) with Hebrew, Yiddish, Polish and German inscriptions were found. The cemetery had been closed and devastated by the Germans in 1941, after the deportation of the local Jewish population. After the war, survivors of the Shoah restored it.
The International Youth Meeting Center (IYMC) in Oświęcim served as accommodation and seminar center for the group.
The study trip was sponsored by the Axel Springer Foundation, the Alfred Toepfer Foundation F.V.S. and Hamburglobal, a funding programme of Universität Hamburg.