Über den Arbeitsbereich
Der Arbeitsbereich Europäische Geschichte besteht aus drei Professuren:
Die Professur für Westeuropäische Geschichte
....ist mit einem Jean Monnet-Lehrstuhl für Europäische Integrationsgeschichte und Europastudien verbunden (Prof. Dr. Gabriele Clemens, seit 1998). Gabriele Clemens widmet sich in Forschung und Lehre schwerpunktmäßig der Geschichte des europäischen Integrationsprozesses seit dem Zweiten Weltkrieg. Dazu zählen u.a. die Motive und Antriebskräfte der europäischen Integration, die Rolle einzelner westeuropäischer Staaten im Integrationsprozess sowie die kulturellen Aspekte der europäischen Integration. Eine Kooperation in Form gemeinsamer Tagungen, Projekte und Publikationen findet auf europäischer Ebene im Rahmen des Jean Monnet-Netzwerkes statt. Zu aktuellen europapolitischen Themen werden Ringvorlesungen veranstaltet und Vorträge gehalten.
Die derzeitigen Forschungsschwerpunkte von Frau Prof. Clemens umfassen Europäische Öffentlichkeitsarbeit/Europafilme; Europäisierung der Außenpolitik in den 1970er Jahren; Großbritannien und Europa; Türkei und Europa; Geschichte des europäischen Integrationsprozesses. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang zwei Forschungsprojekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden: Das Projekt „Werben für Europa. Die mediale Konstruktion europäischer Identität durch Europafilme im Rahmen europäischer Öffentlichkeitsarbeit“ befasst sich mit der politisch motivierten und gesteuerten Öffentlichkeitsarbeit, die den europäischen Integrationsprozess von Beginn an begleitete. Das zweite Projekt mit dem Titel „To speak with one voice?“ widmet sich der Frage nach der Europäisierung nationalstaatlicher Außenpolitik.
Die Professur für Geschichte Osteuropas (seit 2010, Prof. Dr. Monica Rüthers)
... setzt ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre im 19. Und 20. Jahrhundert. Zu den Tätigkeitsgebieten gehören insbesondere die Geschichte der osteuropäischen Juden und die Geschichte Russlands und der Sowjetunion sowie des postsowjetischen Raums. Schwerpunktthemen bilden die Geschichte der Bildwelten im Sozialismus, der sozialistischen Stadt, des sowjetischen Konsums und Wohnens, Erinnerungskulturen und Ostalgie sowie das „System Putin“. Weitere Themen sind sowjetische Kindheit, Minderheiten und Migration sowie Juden und Zigeuner in den kulturellen Topografien Europas. Forschung und Lehre zu heritage Tourismus und Geschichtsinszenierungen in urbanen Räumen wie jüdische Viertel und Gypsy Music Festivals verbinden den Bereich mit den Anliegen der Public History. Der Forschungsschwerpunkt zur visuellen Kultur und Materialität soll unter der Bezeichnung „Bildwelten im Sozialismus“ ausgebaut und um Einzelprojekte erweitert werden.
Die osteuropäische Geschichte partizipiert an dem BA-Regionalstudiengang „Osteuropa-Studien“, neben Sprache, Politik, Recht, Wirtschaft und Geographie, sowie am interdisziplinären Studiengang „Master of Peace and Security Studies“ des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.
Die Professur für die Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. Markus Friedrich)
... setzt sich mit den vielschichtigen Prozessen sozialer, politischer, wissenschaftlicher, kultureller, militärischer und religiöser Veränderungen zwischen der zweiten Hälfte des 15. und dem späten 18. Jahrhundert auseinander. War die Frühe Neuzeit lange als reine „Übergangsphase“ vom Mittelalter zur Moderne verstanden, so steht heute der Kontrast zwischen Traditionalismus und dem Einsetzen neuer Prozesse, die bis in unsere heutige Zeit hineinreichen, im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.
Die Frühe Neuzeit als Knotenpunkt und Schnittstelle vielfältiger Entwicklungslinien bietet unter anderem die Forschungsgrundlagen für sozialhistorische wie kulturanthropologische Ansätze, das Konzept der „Sattelzeit“ auf dem Weg in die europäische Moderne, ebenso wie die Theorien von Konfessionalisierung und Sozialdisziplinierung zur Untersuchung der Entwicklung religiöser Vielfalt und entstehender Staatlichkeit. Gleichzeitig hat sich die Perspektive auf die Frühe Neuzeit in den vergangenen Jahren verstärkt von einem Eurozentrischen Bild verabschiedet und sich globaleren Ansätzen geöffnet. Die Untersuchung von interkontinentalem Handel, Religions-, Kultur- und Wissenstransfer und vor allem den europäischen Entdeckungen in den Amerikas, Afrika und Asien lässt die Grenzen zwischen europäischer und globaler Geschichtsforschung immer stärker aufweichen. Neben den erwähnten Tätigkeitsbereichen ist im Rahmen des DFG-geförderten Projektes „Historisches Wissen aus Archiven“ auch die Beschäftigung mit frühneuzeitlicher Ideen- und Bildungsgeschichte hervorzuheben.
Der Arbeitsbereich Europäische Geschichte bietet ein gemeinsames Doktorandenkolloquium an.
Der Arbeitsbereich pflegt die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden, dem Hamburger Institut für Sozialforschung, dem TürkeiEuropaZentrum (TEZ) oder dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa. Historiker und Historikerinnen dieser Institutionen sind dem Historischen Seminar assoziiert.
Weitere Informationen zum Arbeitsbereich Europäische Geschichte finden Sie auf den Seiten der in diesem Bereich tätigen Personen, z.B. Publikationen, Forschungsschwerpunkte und Neuigkeiten zu aktuellen Forschungsvorhaben.
Geschichte des Arbeitsbereichs Europäische Geschichte
Der Prozess der Diversifizierung der Forschungsschwerpunkte fing am Historischen Seminar der Universität Hamburg in den 1970er Jahren an. Die damalige personelle Ausweitung wurde durch den Ausbau der Arbeitsbereiche begleitet. Diese traten an die Stelle der Lehrstühle, deren Aufgaben sich jetzt auf alle Mitglieder des Lehrkörpers verteilten. Die Neuere Geschichte fächerte sich in verschiedene Abteilungen mit eigenen Schwerpunkten auf. Der Arbeitsbereich Europäische Geschichte wurde in den späten 1990er Jahren geschaffen. Er vereinte zunächst die Westeuropäische, die Osteuropäische und die Nordosteuropäische Geschichte (Ostseeraum). Letztere Stelle wurde 2013 in eine Professur für Frühe Neuzeit umgewidmet.