Geschichte Osteuropas
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Wiss. Mitarbeiter:
Im Schwerpunkt Osteuropa stehen Geschichte und Kulturen des osteuropäischen Raums im Zentrum. Die Zeit zwischen 1989 und 1991 führte zu Neubewertungen des Faches. Die Osteuropäische Geschichte war „Gegnerkunde“ im wilhelminischen Reich gewesen, „Wissenschaft vom deutschen Kulturträgertum“ im Nationalsozialismus und „Sowjetologie“ während des Kalten Krieges. Nun schien ihr die politische Verwendbarkeit ausgerechnet in dem Moment abhanden zu kommen, als die Archive zentraler politischer Organe wie auch entlegener und zuvor abgeschotteter Regionen zugänglich wurden. So gingen einige Universitäten daran, die entsprechenden Professuren zu streichen. Im Europa der Nach-Wende-Zeit verwischen die Grenzen zwischen Ost und West. Trotzdem fehlen „Normal-Historiker(innen)“ häufig sprachliche Kompetenzen und regionale Kenntnisse, um Osteuropa in ihre Arbeit einzubeziehen. Die postsozialistischen Transformationen, die „Osterweiterung“ von EU und NATO sowie die Aspirationen Russlands auf einen Status als Regionalmacht waren und sind von Konflikten begleitet, deren Beteiligte sich gerne auf „die Geschichte“ berufen. Aber auf welche?
Die Professur für Geschichte Osteuropas (Monica Rüthers, seit 2010) setzt ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre im 19. und 20. Jahrhundert. Einerseits wird eine breite Einführung geboten und Bezug auf die Aktualität genommen. Andererseits bilden die Geschichte der osteuropäischen Juden sowie die russische und sowjetische Geschichte Vertiefungsmöglichkeiten. Neben historischen werden auch kulturwissenschaftliche Methoden erprobt und in der Lehre vermittelt. Derzeit steht vor allem die spätsowjetische Kultur im Fokus unserer Forschungen zur sozialistischen Stadt, Schattenwirtschaft, Geschlechtergeschichte, Populärkultur, Kindheit und Bildwelten. Die Lehre befasst sich u. a. mit Politik und Kultur des Post-Sozialismus, Ostalgie und dem „System Putin“. Themen sind ferner Minderheiten und Migration sowie Juden und Roma/Zigeuner in den kulturellen Topografien Europas. Forschung und Lehre zu heritage Tourismus und Geschichtsinszenierungen in urbanen Räumen wie jüdische Viertel und Gypsy Music Festivals verbinden den Bereich mit den Anliegen der Public History. Der Forschungsschwerpunkt zur visuellen Kultur und Materialität soll unter der Bezeichnung „Bildwelten im Sozialismus“ ausgebaut und um Einzelprojekte erweitert werden.
Prof. Dr. Frank Golczewski bietet weiterhin Lehre zur osteuropäischen Geschichte an. Seine Schwerpunkte sind die beiden letzten Jahrhunderte und dabei neben Polen auf Russland und die Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten. Im Zentrum stehen Nationalitätenprobleme und historiographische Fragen. Ein wichtiges Spezialgebiet ist die Ukrainische Geschichte im 20. Jahrhundert.
Marianna Zhevakina M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin, forscht und lehrt zur sowjetischen Schattenwirtschaft. Weitere Lehrveranstaltungen werden von Historikern und Historikerinnen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa angeboten, die dem Historischen Seminar assoziiert sind.