Im Fokus meiner Untersuchung steht die sowjetische Schattenwirtschaft. Das Thema und der Forschungsansatz zielen darauf ab, Stereotype und vereinfachende Vorstellungen von der Sowjetunion zu dekonstruieren: Wenn wir die „im Schatten“ liegenden wirtschaftlichen Prozesse „ans Licht“ bringen, können wir uns die Vielschichtigkeit des sowjetischen Lebens deutlich vor Augen führen. Eine differenzierte Perspektive kann die Komplexität ökonomischer Strategien in der Sowjetunion erfassen.
Die sowjetische Schattenwirtschaft war ein äußerst vielschichtiges Phänomen. Am prägnantesten zeigten sich ihre Besonderheiten in den Aktivitäten der sogenannten „krypto-privaten Firmen“. Dabei handelte es sich um die illegale Produktion von den sich im ständigen Defizit befindenden Konsumwaren, die innerhalb und unter dem Deckmantel offizieller sozialistischer Betriebe stattfand. Solche illegalen Unternehmen bezeichnete man als cechi (wörtlich Fabrikabteilungen). Dementsprechend hießen die in den cechi arbeitenden illegalen Unternehmer cechoviki. Sie benutzten die Einrichtungen der offiziellen sozialistischen Betriebe – von Rohmaterialien und Arbeitskräften bis zu Transportmitteln, Verteilungsnetzen etc. für die Zwecke des privaten Gewinns und konnten in manchen Fällen die illegale Produktion von Waren in einem sehr großen Ausmaß umsetzen. Dies betrachtete der Staat wiederum als Diebstahl von Staatseigentum. Die Erforschung der Tätigkeit von cechoviki ermöglicht, ein breites Spektrum an Fragen zu untersuchen und die sowjetische Schattenwirtschaft als ein der sozialistischen Wirtschaftsordnung immanentes System zu verstehen.
Der Schwerpunkt meiner Untersuchung liegt auf den 1960er Jahren, als der Sowjetstaat eine Kampagne gegen cechoviki durchführte, die sich u.a. in Form von sogenannten. „Musterprozessen“ äußerte.
Schlüsselbegriffe: Sowjetunion, Schattenwirtschaft, Antisemitismus