Kubanische Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter in der DDR. Erinnern in Kuba und Deutschland
Zwischen 1959, dem Jahr der Kubanischen Revolution, und 1989 kamen etwa 30.000 Kubaner und Kubanerinnen für einen Aufenthalt in die DDR. In Deutschland hat sich die Forschung und die öffentliche Beschäftigung mit ihnen bisher vor allem auf zwei Themenfelder konzentriert. Zum einen wurden die Kubanerinnen und Kubaner als Teil einer zunächst getrennten und ab 1990 gemeinsamen deutschen Migrationsgeschichte untersucht und beschrieben. Zum anderen beschäftigte sich die Debatte über Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in der DDR mit ihnen als einer Gruppe unter den Vertragsarbeiterinnen und -arbeitern. Während in den ersten Jahren vor allem eine staatlich und verwaltungstechnische Perspektive dominierte, so interessieren sich Wissenschaft und Öffentlichkeit seit ca. 20 Jahren verstärkt für die Sichtweisen und Erinnerungen der Kubanerinnen und Kubaner. Allerdings kommen in der Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit dabei erstens vor allem jene Kubanerinnen und Kubaner zu Wort, die nach 1989 in Deutschland blieben und zweitens vor allem Akademikerinnen und Akademiker sowie Künstlerinnen und Künstler. Dadurch ist die Beschäftigung doppelt verzerrt. Denn mindestens 90% der Kubanerinnen und Kubaner gingen nach Kuba zurück, und ca. 90% der Kubanerinnen und Kubaner waren Arbeiterinnen und Arbeiter. Das Projekt zielt daher darauf, die Geschichte der Kubanerinnen und Kubaner in der DDR zusammen mit ehemaligen Vertragsarbeiterinnen und -arbeitern in Deutschland und in Kuba zu schreiben und einer auch nicht akademischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu werden sowohl in Deutschland als auch in Kuba mit einer größeren Zahl ehemaliger Vertragsarbeiterinnen und -arbeitern lebensgeschichtliche Interviews geführt, deren Ergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften und für ein breiteres Publikum in der Presse veröffentlicht werden. Daneben werden öffentliche Veranstaltungen mit ehemaligen kubanischen Vertragsarbeiterinnen und -arbeitern und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich allgemein mit Vertragsarbeit in der DDR beschäftigen, durchgeführt.
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.