Prof. Dr. Ulla Kypta
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Juniorprofessorin
Mittelalterliche Geschichte
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Schwerpunkte
- Mittelalterliche Geschichte und Geschichte der Frühen Neuzeit
Biographische Notiz
- Geboren 1982
- 2001-2007 Studium der Mittelalterlichen Geschichte, Politischen Wissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Erlangen mit Auslandssemester in Rom und Wien
- 2008-2012 Promotionsstipendiatin im Leibniz-Projekt „Politische Sprache im Mittelalter. Semantische Zugänge“ an der Universität Frankfurt am Main
- 2011 Stipendiatin am Deutschen Historischen Institut in London
- 2012 Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin
- 2012 Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „Die Autonomie der Routine. Wie im 12. Jahrhundert das englische Schatzamt entstand.“
- 2012-2015 Assistentin am Lehrstuhl Mittelalter II, Universität Frankfurt am Main
- 2015-2019 Assistentin am Lehrstuhl für die Allgemeine Geschichte des Mittelalters, Universität Basel
- April 2022: Habilitation an der Universität Basel, Titel der Habilitationsschrift: „Kooperative Individualisten. Wie ließen sich Kaufleute im spätmittelalterlichen Antwerpen vertreten?“
- Juni 2022: Positive Zwischenevaluation der Juniorprofessur
- Juli 2024: Auszeichnung der Habilitationsschrift mit dem Preis der Humboldt-Universität für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Mittelalterlichen Geschichte, gestiftet von Michael und Claudia Borgolte
Veranstaltungen
Veranstaltungsverzeichnis: Veranstaltungssuche in STiNE
Forschungsschwerpunkte
- Handel und Kaufleute zwischen 1250 und 1650
- Nordeuropa von England bis Estland
- Theorien, Methoden und große Erzählungen der Wirtschaftsgeschichte
- Gesellschaftliche Ordnungen und Transformationen
- Hansegeschichte, insbesondere der hansischen Spätzeit im 16./17. Jahrhundert
- Verwaltungsgeschichte
Aktuelle Forschungsprojekte
Kooperative Individualisten
Kooperative Individualisten. Wie ließen sich Kaufleute im spätmittelalterlichen Antwerpen vertreten?
Abgeschlossene Habilitation
Wie und warum arbeiten Menschen zusammen? Welche Rahmenbedingungen ermöglichen Kooperation? Diese Fragen werden in der Philosophie, Soziologie und Ökonomie diskutiert. In meiner Habilitationsschrift gehe ich sie aus dem Blickwinkel spätmittelalterliche Kaufleute an. Dabei untersuche ich, wie sich Kaufleute an einem Ort vertreten ließen, an dem sie selbst nicht anwesend waren. Meine Studie wertet städtische Quellen aus Antwerpen aus, dem wichtigsten europäischen Umschlagplatz des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Insgesamt wählten Kaufleute zwischen drei Formen der Vertretung: Sie gründeten mit Kollegen eine Handelsgesellschaft, beschäftigten Diener oder setzten Bevollmächtigte ein. Die meisten Kaufleute kombinierten alle drei Möglichkeiten je nach Aktivität, die übernommen werden sollte. Den Rahmen für ihre Entscheidungen gaben ihre eigenen Geschäfte vor: Kooperationen wurden eingegangen, um weiter im Handel tätig zu bleiben und die eigenen Unternehmungen auf neue Regionen oder Geschäftsfelder ausdehnen zu können. Dafür arbeiteten Kaufleute auch mit Partnern zusammen, die nicht aus der gleichen Familie oder Heimatstadt stammten.
Kooperation funktionierte auch unter Fremden, weil die Kaufleute sich nicht nur den fest umrissenen, kleineren Gruppen ihrer Freunde oder Verwandten zugehörig fühlten, sondern auch der lose zusammengehörigen Gruppe der Kaufleute insgesamt, in der sich Regeln aus dem Austausch miteinander entwickelten. Diese Regeln mussten nicht mit Sanktionsgewalt durchgesetzt werden, denn die Kaufleute hatten ein genuines Interesse daran, sie zu halten – einander z.B. nicht zu betrügen –, weil nur so der Handel am Laufen gehalten werden konnte.
Deshalb bezeichne ich die Kaufleute als kooperative Individualisten: Jeder agierte zwar hauptsächlich im Rahmen seines eigenen Geschäfts, aber kooperierte dabei ganz selbstverständlich in verschiedenen Formen mit den Kollegen. Damit schlage ich eine mittlere Position vor zwischen den beiden Polen, die der Soziologe Mark Granovetter als „unter-“ respektive „über-sozialisierte“ Konzeption des Menschen in der Wirtschafts- respektive Sozialwissenschaft bezeichnet hat: Menschen agieren meist weder als Egoisten, die nur ihren eigenen Nutzen steigern wollen, noch sind sie so stark in Kollektive eingebunden, dass sie die Interessen der Gruppe stets über ihren eigenen stellen. Die Studie bestärkt die Sichtweise der neueren Wirtschaftsgeschichte, nicht zu dichotomisch zwischen dem Mittelalter als der Zeit der Kollektive und der Moderne als Zeit der Individuen zu unterscheiden, sondern stattdessen konkret zu analysieren, wie Handlungen und Entscheidungen von individuellen Präferenzen wie Gruppenzugehörigkeiten beeinflusst wurden.
Das Habilitationsverfahren habe ich im April 2022 in Basel abgeschlossen. Die Monographie unter dem Titel „Kooperative Individualisten. Gesellschafter, Diener und Bevollmächtigte deutscher Kaufleute im Antwerpen des späten 15. und 16. Jahrhunderts“ steht beim Franz Steiner-Verlag unter Vertrag und wird 2024 in den Beiheften der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte erscheinen. Eine Form der Vertretungen, die Bevollmächtigung, wurde in der Wirtschaftsgeschichte bisher eher selten diskutiert. Deshalb habe ich dazu einige gesonderte Aufsätze verfasst für die „traverse“ 2019, „Das Mittelalter“ 2020 und „Urban History“ 2024.
Die Hanse in der frühen Neuzeit
Die Hanse in der Frühen Neuzeit
Der letzte Hansetag fand erst im Jahr 1669 statt. Kaufleute aus Hansestädten wie Hamburg oder Danzig beteiligten sich rege am frühneuzeitlichen Atlantikhandel. Trotzdem lässt die Historiographie die Geschichte der Hanse häufig mit dem Ende des Mittelalters ausklingen. Aber wie ging es danach weiter mit hansischem Handel und hansischer Politik? Wie veränderten sich Strukturen und Positionen der Hanse, und welche Rolle spielte sie im Europa der Frühen Neuzeit? Im Forschungsprojekt interessieren wir uns erstens für die Geschichte der Hansetage des 16./17. Jahrhunderts. Ihnen wurde bisher vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit zuteil, weil die zugehörigen Quellen – im Unterschied zum 13.-15. Jahrhundert – noch nicht ediert wurden. Sie blieben aber in den Archiven Nordeuropas erhalten. Gerade digitale Methoden bieten neue Möglichkeiten der Auswertung dieser Quellen, die interessante Einblicke in die Verfahren liefern, in denen rechtsgleiche Akteure versuchten, Kompromisse zu finden und Beschlüsse zu fassen. Für dieses Projekt kooperieren wir mit der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums in Lübeck.
Zweitens treffen die besonderen Eigenheiten hansischer Kooperation auch auf das Interesse von Völkerrechtler:innen und Rechtshistoriker:innen, die nach alternativen Ordnungsmodellen zum Nationalstaat suchen. Das Konzept pluralistischer Governance kann helfen, nicht staatliche Formen institutioneller Ordnungen zu analysieren, wie Sören Koch, Johann Ruben Leiss und ich in einem Aufsatz diskutieren, der unter dem Titel „Pluralistische Governance: die Erforschung hansischer Kooperation jenseits von klassischen Staatskonzepten“ im Jahr 2022 in den Hansischen Geschichtsblättern erschienen ist. Auf einer internationalen Konferenz von Rechtshistoriker:innen, Völkerrechtler:innen und Historiker:innen, die von der Landesforschungsförderung Hamburg finanziert wurde, haben wir dieses Konzept genauer ausgeleuchtet; die Ergebnisse werden in einem Band bei Springer veröffentlicht werden.
Drittens sollte nicht vergessen werden, dass die hansische Kooperation zwar eine besondere, aber keine singuläre Erscheinung in der politischen Geschichte des vormodernen Europa darstellte. Insbesondere in der Schweizer Eidgenossenschaft und in den niederländischen Generalstaaten arbeiteten ebenfalls autonome politische Einheiten auf gleichberechtigter Basis zusammen. Der Vergleich zwischen diesen unterschiedlichen Organisationsformen nicht-monarchischer Herrschaft kann dazu beitragen, die politische Geschichte des vormodernen Europa um wichtige Facetten zu erweitern.
Eigendynamiken
Eigendynamiken. Analoge Strukturen des Wandels im vormodernen Ostasien und Europa.
Gefördert vom Zentrum für Interdisziplinäre Forschung Bielefeld, Resident Group
In diesem Forschungsprojekt kooperieren Koreanistik, Japanologie, Sinologie und verschiedene historische Disziplinen mit dem Ziel, grundlegende Gemeinsamkeiten von Veränderungsdynamiken in Ostasien und Europa der Vormoderne zu erfassen. Dafür soll das von Soziolog:innen und Politolog:innen für die Gesellschaften der Gegenwart entwickelte Konzept der Eigendynamik an die Verhältnisse der Vormoderne angepasst werden. Als Ergebnis hoffen wir, eine theoretisch fundierte Beschreibung sozialen Wandels ausarbeiten zu können, die teleologische Narrative schon vom Ansatz her unterläuft. Der Grundlagenforschung verpflichtet, möchte das Projekt prozessuale Abläufe erfassen, um Strukturanalogien aufzuzeigen, die in kulturell unterschiedlichen Regionen in spezifischer Weise Veränderungen bewirkten. Dabei ermöglicht es der theoretische Zugriff, so die These, vormoderne Veränderungsdynamiken zu verstehen, die von vielen unterschiedlichen Kulturen geteilt werden, zugleich aber die Ausprägungen dieser Veränderungen, die je unterschiedlich sind, mit berücksichtigen zu können.
Das Herausarbeiten solcher der historischen Grundlagenforschung verpflichteten abstrakten Beschreibungen für Veränderungsprozesse hat zugleich bedeutende politische Implikationen. Denn wenn die Bedeutung von Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Antriebe für Veränderungen festgestellt werden kann, lassen sich essentialistische sino-, euro- oder japanozentristische Narrative kaum noch halten.
Im Sommersemester 2025 werden wir zusammen mit Kolleg:innen aus Europa, den USA, China, Japan und Korea eine englischsprachige Kollektivmonographie verfassen, die die These ausarbeitet, dass Veränderungsprozesse vormoderner Gesellschaften bestimmte spezifische Muster zeigen, die sie von modernen Gesellschaften unterscheiden, aber miteinander verbinden.
Kaufleute und Kooperation
Kaufleute und Kooperation in der Vormoderne: Ein neues Erklärungsmodell
Gefördert von der Initiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“ der VolkswagenStiftung
Unser Projekt möchte eine neue Erklärung dafür finden, warum Menschen zusammenarbeiten, ohne Angst vor Betrug zu haben. Diese Frage besitzt eine besondere Relevanz in Zeiten, in denen staatliche Instanzen zur Regulierung nicht zur Verfügung stehen. Sie wurde besonders für vormoderne Kaufleute diskutiert, da ihre Kooperation den Austausch von Waren, Geld und Ideen ermöglichte und so die Grundlage für wirtschaftliche Prosperität legte. Bisher wurde im Anschluss an die einflussreiche Studie von Avner Greif meistens darauf verwiesen, dass ein multilateraler Reputationsmechanismus den Handel regulierte: Kaufleute handelten anständig, weil sie Angst hatten, andernfalls schlecht beleumundet und von ihren Kollegen aus ihrem Handelsnetzwerk ausgeschlossen zu werden.
An dieser These wurden bisher schon vereinzelt Zweifel angemeldet, die wir auf eine fundierte empirische Basis stellen wollen. Damit wollen wir die Grundlage schaffen, ein neues Modell zu entwickeln, das neben ökonomischen Modellen auch geschichtswissenschaftliche Expertise berücksichtigt. Nur eine kontextsensible Analyse kann menschliches Verhalten überzeugend erklären. Um ein solches neues Modell zu erarbeiten, untersuchen wir die Briefe, die die Mitarbeiter der Nürnberger Kaufleutefamilie Tucher im 15. und 16. Jahrhundert aus verschiedenen Orten Europas schrieben, in denen sie über ihre Beziehungen zu ihren jeweiligen Geschäftspartnern berichteten.
Städtische Bruderschaften
Städtische Bruderschaften in Europa
Städte arbeiteten im Mittelalter sehr häufig zusammen. Seitdem ungefähr ab der Jahrtausendwende in Europa wieder zahlreiche Städte wuchsen, begannen sie in ganz verschiedenen Regionen des Kontinents zu kooperieren, um sich gegen Angriffe von außen zu wehren und Konflikte untereinander beizulegen. Sie definierten meistens einen Raum, in dem sie gemeinsam für die Strafverfolgung zuständig waren und einigten sich auf bestimmte allgemeingültige Regeln.
In der älteren Forschung wurden diese Kooperationen oft als gescheitert angesehen, denn sie entwickelten keine zentralen Gremien, die länger Bestand hatten. Mit anderen Worten: Sie lassen sich nicht als Vorstufe zum frühmodernen Staat interpretieren. Von dieser teleologischen Perspektive verabschiedet sich die jüngere Forschung. Sie interessiert sich auch für die Frage, für Menschen und Gemeinschaften ihr Zusammenleben dezentral und nicht-hierarchisch organisieren können. Die kommunalen Kooperationen geben hierfür einen interessanten Untersuchungsgegenstand. Die Städte traten freiwillig und als gleichberechtigte Akteure in den Austausch; zwischen ihnen bestand keine unmittelbar ersichtliche Hierarchie und sie konnten die Kooperation jederzeit wieder verlassen und beenden. Wenn sich mehrere Städte auf einen Bereich gemeinsamer Governance einigen wollten, mussten sie gemeinsam entsprechende Regeln und Institutionen entwickeln.
Besser als unter der Überschrift „Städtebünde“ lassen sich diese kommunalen Kooperationen mit dem Begriff der „Bruderschaften“ erfassen, denn dieser Terminus kann unterschiedlich große und in unterschiedlichem Grade formalisierte Formen der Zusammenarbeit meinen. Außerdem handelt es sich um eine zeitgenössische Bezeichnung, die im Mittelalter von verschiedenen Gruppen verwendet wurde, die im politischen, religiösen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen Bereich zusammenarbeiteten. Die Bezeichnung „Bruderschaft“ signalisierte, dass hier gleichberechtigte Mitglieder freiwillig zusammenarbeiteten. Auch für städtische Kooperationen ist die Selbstbezeichnung als Bruderschaft überliefert.
Mein Projekt untersucht, wie Städte in verschiedenen Regionen Europas kooperierten und dabei in ständigem Wechsel Formalisierungs- und Deformalisierungsprozesse durchliefen. Die Untersuchung verortet sich in dem Strang der Politik- und Sozialgeschichte, der sich dafür interessiert, wie Akteure ihre Handlungen koordinierten, wenn ihre Interaktionsmuster nicht von bestehenden Hierarchien vorgezeichnet wurden, sondern erst selbst organisiert gefunden werden mussten und deshalb häufigen Veränderungen unterlagen. Viele dieser Kooperationen mündeten nicht in den modernen Staat. Ihre Analyse kann deshalb dazu beitragen, die Diversität politischer Ordnungsformationen im mittelalterlichen Europa herauszuarbeiten und die föderalen Traditionen gegen Zentralisierungsnarrative zu betonen.
Publikationen
Religion und Wirtschaft – ein Seminar über Podcasts in der Wissenschaftskommunikation
Als zeitgemäßes Unterhaltungsformat stehen Podcasts im Ruf, selbst schwierige Themen interessant und leicht zugänglich aufbereiten zu können. Doch inwiefern sind sie geeignet, komplexe Entwicklungen und Theoriezusammenhänge zu vermitteln? Mit dieser Frage beschäftigten sich 15 Studierende im Hauptseminar "Religion und Wirtschaft" im Arbeitsbereich Mittelalterliche Geschichte anhand aktueller Wissenschaftspodcasts. Außerdem produzierten sie selbst ein solches Audioformat. Entstanden sind vier Podcastfolgen zu den Themen "Armut und Reichtum" (Podcast 1 und 2), "Handel und Kirche" (Podcast 3) sowie "Arbeitsrecht und Löhne" (Podcast 4).
Die Studierenden haben die Audio-Formate eigenständig recherchiert, gescriptet, aufgenommen und nachbearbeitet. Ihre Ergebnisse bieten einem Nicht-Fachpublikum interessante Zugänge zu überzeitlichen Fragen der Wirtschaftsethik und zeigen zugleich, wie Bedingungen der Online-Lehre innovativ genutzt werden können. Das Podcastseminar wurde durchgeführt von Prof. Dr. Ulla Kypta (Juniorprofessorin für die Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit) und Henriette Mühlmann (Doktorandin zum Thema digitale Vermittlung am Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung in Lübeck). Die Studienleistung in diesem Seminar umfasste die Teilnahme an der Gruppenarbeit (Podcast-Erstellung) sowie die Anfertigung individueller Hausarbeiten. Da die Produktion der Podcastfolgen in einem kurzen Zeitraum zu erfolgen hatte, ist der Stand der inhaltlichen Recherche als Zwischenergebnis zu betrachten.
Podcast 1: History for fun – ein Bettler mit einer Kauffrau im Dialog
Von Dina Al-Qaiser, Julia Bisling, Nicolas Bluhm und Gohar Mikaelyan
Podcast 2: Geschichte(n) schnacken: Armut im Mittelalter
Von Hannah Beckemeyer, Claire Holz, Hilke Niemann und Nadine Schulze
Podcast 3: Geschichte und Heute: Der Historypodcast mit Aktualitätsbezug. à Folge: Himmel, Handel, Hölle. Die Kirche und die Kaufleute im Mittelalter
Von Noah Berger, Patrick Fassian, Franziska Harloff und Jennie Santos Cardoso
Podcast 4: Erzähl' mir keine Geschichten à Folge: Es war nicht alles schlecht...? Arbeiten nach der großen Pest
Von Marc Rosenbach, Max Siemers und Maximilian Thurm
Musiknachweis für Podcast 3:
The Road Home by Alexander Nakarada | https://www.serpentsoundstudios.com
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Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Tavern Loop One by Alexander Nakarada | https://www.serpentsoundstudios.com
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Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
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Medieval Loop One by Alexander Nakarada | https://www.serpentsoundstudios.com
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Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
We Three Celtic Kings by Alexander Nakarada | https://www.serpentsoundstudios.com
Music promoted by https://www.free-stock-music.com
Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Prelude 2 by VGM Mark H | https://soundcloud.com/user-656562764
Music promoted by https://www.free-stock-music.com
Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported
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Guter Stoff im Spiel - ein Seminar zu Twine als Tools in der Geschichtsvermittlung
Wollten Sie schon immer mal in einem höfischen Roman mitspielen und in einem Sagenland mit Kleidung handeln? Möchten Sie erfahren, vor welchem Dilemma eine junge Frau stand, die sich an einem Ostersonntag im späten Mittelalter für den Kirchgang anziehen wollte? Möchten Sie sich auf die Suche nach den verlorenen Handschuhen aus dem 17. Jahrhundert machen und dabei näher erfahren, wie ein Museum funktioniert? Möchten Sie in die Rolle eines Kaufmannsjungen schlüpfen, der erstmals allein von Hamburg nach St. Omer aufbricht, um Tuche zu kaufen?
Einen kleinen Einblick geben Ihnen die einfachen Spiele, die wir an der Universität Hamburg im Rahmen eines Hauptseminars von Ulla Kypta programmiert haben. Ein Besuch in der Sonderausstellung „Guter Stoff“ im Europäischen Hansemuseum wirkte als große Inspirationsquelle und half den Studierenden, einen eigenen Zugang zum Thema „Kleidung im Mittelalter“ zu entwickeln. Die Spiele wurden mit dem Open-Source-Tool Twine programmiert. Henriette Mühlmann (Lübeck) begleitete das ganze Seminar und half den Studierenden, den Umgang mit Twine zu lernen und ihre Ideen umzusetzen. Die Spiele sind im Verlauf des Seminars entstanden und deshalb keine perfekten Produkte, aber sie laden ein, ins Thema „Guter Stoff“ einmal auf andere Weise und aus verschiedenen Perspektiven einzutauchen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei Ihren Reisen ins Mittelalter!
Abenteuer eines Kaufmanns in einem höfischen Roman
(Elisabeth Bäker)
Link: https://bwv8cx5q.play.borogove.io/
An fürstlichen und königlichen Höfen spielte Kleidung natürlich eine sehr wichtige Rolle. Man musste und wollte elegant und angemessen gekleidet sein, um einen guten Eindruck zu machen. Diese Herausforderung wurde auch in höfischen Romanen behandelt, die von edlen Rittern und sagenumwobenen Gestalten berichteten. Das Twine-Format von Elisabeth Bäker eröffnet Ihnen ein Tor in diese mysteriöse Welt, wenn Sie als Kaufmann in der Welt des Iwein-Romans ihr Glück versuchen müssen.
Wie kleidet man sich richtig in Italien und England?
(Lotte Schepers)
Link: https://46bdtdzc.play.borogove.io/
Auch in der Vormoderne waren die Menschen mobil und bereisten andere Länder – als Pilger, Händler, Studierende oder auch schon als Touristen. Je nach Land unterschied sich auch die Kleidung der Menschen, und in jedem Land galten etwas andere Regeln, wer warum was tragen durfte oder nicht. Um diese Vielfalt zu erfassen, wurden Kostümbücher erstellt, die zeigten, wie sich Menschen in unterschiedlichen Regionen kleideten. Im Twine-Format von Lotte Schepers können Sie testen, wie gut ein solches Kostümbuch half, sich in England und Italien zurechtzufinden und nicht unangenehm aufzufallen.
Kleiderwahl vor dem Kirchgang
(Tomke Schöningh)
Link: https://6dh47gk6.play.borogove.io/
Wie soll eine anständige Frau sich verhalten? Die Ansprüche an Frauen waren im späten Mittelalter nicht viel weniger komplex als heute. Weibliche Mode war ein wichtiger Markt für Tuchproduzenten und Schneider. Zugleich spielte aber auch das Ideal von Demut und Zurückhaltung im christlichen Europa eine wichtige Rolle. Das Spiel von Tomke Schöningh gibt Ihnen die Möglichkeit, die schwierigen Abwägungen, vor denen eine Frau des späten Mittelalters stehen konnte, in einer bestimmten Situation zu erleben: Welches Kleid sucht sie aus, um im Ostergottesdienst eine gute Figur zu machen?
Quiz zu Tuchplomben aus Göttingen
(Daniel Otto)
Link: https://rtqvpk5b.play.borogove.io/
Tuche wurden schon im Mittelalter über weite Strecken gehandelt. Um zu markieren, woher bestimmte Stoffe stammten, wurden sie mit Marken versehen. In den unterschiedlichen Produktionsregionen Europas wurden nämlich Tuche verschiedener Qualität hergestellt. Die Marke sagte einem potenziellen Käufer, dass es sich hier um Tuch Leidener oder Augsburger oder Göttinger Qualität handelte. Solche Tuchplomben werden heute häufig bei archäologischen Ausgrabungen gefunden und zeigen uns, wie weit manche Produkte gehandelt wurden. Im Twine-Format von Daniel Otto können Sie mehr über Tuchplomben aus Göttingen erfahren und Ihr neuerworbenes Wissen in einem Quiz testen.
Kleiderwahl je nach Stand
(Evelyne Scheck)
Link: https://2dvwpscd.play.borogove.io/
Im Mittelalter war die Gesellschaft in Stände eingeteilt, grob gesagt in Adlige, Kleriker und den dritten Stand aus Bauern und Bürgern. Die Kleidung, die man trug, musste dem eigenen Stand entsprechen – und natürlich musste man sie sich auch leisten können. Das Spiel von Evelyne Scheck gibt die Möglichkeit, diese Erfahrung einmal auszuprobieren und sich für ein festes Budget aus einer Auswahl an mittelalterlicher Kleidung ein Outfit zusammenzustellen.
Detektivgeschichte über einen verschwundenen Handschuh
(Aline Castan)
Link: https://pwbfk2rd.play.borogove.io/
Kleidung aus vergangenen Jahrhunderten blieb sehr selten bis heute erhalten. Stoffe wurden immer weiter verwendet, Kleidung umgenäht und schließlich noch als Lappen verwendet. Kommt bei einer archäologischen Ausgrabung ein ganzes Kleidungsstück zutage, ist das deshalb einigermaßen spektakulär. In Aline Castans Spiel erfährt man eine Menge über ein Paar Handschuhe aus dem 17. Jahrhundert, das 1998 in Lüneburg gefunden wurde. Im Spiel wurden die Handschuhe aus dem Museum geklaut – und während man als Detektiv/in versucht, die verschollenen Handschuhe wiederzufinden, erfährt man auch einiges über die Arbeit an einem Museum.
Ein hansischer Kaufmannsjunge lernt den Tuchhandel kennen
(Caroline Schmuck)
Link: https://wcph5f3k.play.borogove.io/
Tuche spielten im mittelalterlichen Handel eine sehr wichtige Rolle, sie wurden quer über den Kontinent gehandelt. Wer Kaufmann werden wollte, sollte sich deshalb mit Tuchen auskennen. Den Großteil ihres Wissens und Könnens lernten angehende Kaufleute in der Praxis: Für ein paar Jahre erwarben sie die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens an einer Schule, aber dann zogen sie in die Welt, um zu lernen, welche verschiedenen Produkte es gab, wem man vertrauen konnte und wem nicht, wie man einen Kauf abschloss und wie man sich auf See zurechtfand. Im Spiel von Caroline Schmuck schlüpfen Sie in die Rolle eines hansischen Kaufmannsjungen aus Hamburg, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und zu einer ersten Reise von Hamburg nach Saint Omer aufbricht.
Händler auf der Frankfurter Messe
(Carlos Masou)
Link: https://rnd2q9gc.play.borogove.io/
Zweimal im Jahr fanden seit dem späten Mittelalter in Frankfurt am Main internationale Messen statt. Zu Messezeiten besaßen Kaufleute besondere Rechte, zum Beispiel wurden ihre Streitigkeiten von den städtischen Gerichten mit Vorrang behandelt. In Frankfurt kamen zur Frühjahrs- und zur Herbstmesse Kaufleute aus verschiedenen Teilen Europas zusammen und handelten mit einer großen Vielfalt von Waren. Auch Tuche spielten dabei eine wichtige Rolle. Im Twine-Format von Carlos Masou können Sie in die Rolle eines Tuchhändlers schlüpfen und so die Vielfalt der Tuchsorten kennenlernen, die auf einer großen Messe gehandelt wurden.
Infos, Quiz und Spiel zu Kopfbedeckungen im späten Mittelalter
(Celine Müller)
Link: https://kmmz8nxv.play.borogove.io/
Ein wichtiger Teil der Frauenkleidung bestand im späten Mittelalter aus der Kopfbedeckung. Sie zeigte an, welchem Stand eine Frau angehörte, ob sie verheiratet waren oder in welchem Orden sie lebte. Die Art, wie Frauen ihren Kopf bedeckten, veränderte sich aber auch über die Jahrhunderte. Im Twine-Format von Celine Müller können Sie entweder mehr zu Kopfbedeckungen lesen, ein Quiz dazu spielen oder selbst eine passende Kopfbedeckung erwerben.
Vergleich zwischen Kleiderordnungen in Japan und in Europa
(Gwendolin Siepmann)
Link: https://729vwv8b.play.borogove.io/
Prachtvolle Kleidung, edle Stoffe, die von weit her gehandelt wurden – in solche Gewänder hüllte sich im Mittelalter vor allem der Adel. Das war nicht nur in Europa der Fall, sondern auch in Japan. Die japanische Gesellschaft des Mittelalters war nach einem feudalen System gegliedert, das der europäischen Gesellschaft erstaunlich ähnlich sah. Der Adel stand an der Spitze und zeigte das in seiner Kleidung. Aber auch Adlige durften nicht einfach tragen, was sie wollten. Auch der Adel musste sich an bestimmte Kleiderordnungen halten. Das Twine-Projekt von Gwendoline Siepmann zeigt Ihnen, wie solche Kleiderordnungen für den Adel in Japan wie in Westeuropa aussahen.