Der Faktor Zeit. Neue Interdisziplinäre Perspektiven auf die Gewaltforschung.Ringvorlesung SoSe 2021
7. April 2021, von Olga Schachmatova

Foto: Pixabay
Jeweils Mittwochs 16.00 - 18.00 Uhr
07.04.2021 - 23.06.2021
Vortrag und Gespräch werden als Live-Stream ausgestrahlt. Zur Anmeldung Zoom-Webinar
Wie prägt Zeitlichkeit Konzeptionen und Wahrnehmungen von Gewalt? Der Attentäter von Halle zum Beispiel stellte sich mit seinem Angriff auf die jüdische Gemeinde an einem hohen Feiertag in eine jahrhundertelange Tradition antijudaistischer Gewalt. Noch im Auto hörte er rechtsextremen Rap. Zeitgleich übertrug er seine Taten ins Internet. Die Bilder zeigen einen Mann, der glaubt, er besäße alle Zeit der Welt. Währenddessen erlebten die in der Synagoge Anwesenden die Minuten des bangen Wartens, ob die Tür halten würde, als endlos. Opfer derartiger Gewalttaten teilen ihre Lebensgeschichte oft in die Zeit vor dem Anschlag und die Zeit danach ein. Im Fall von Halle fragen sie sich auch, was die Zukunft ihnen als Juden in der Bundesrepublik bringen wird.
Schon dieses aktuelle Beispiel zeigt: Zeitlichkeit als eine der Grundkonstanten menschlicher Existenz übt einen entscheidenden Einfluss auf Planung, Gestalt, Ausübung, Erfahrung, aber auch Deutung von Gewaltphänomenen aus. Aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven widmen sich die Vorträge diesem bislang in der Gewaltforschung wenig beachteten „Faktor Zeit“.
Termine:
07.04.2021
Blitzkrieg. Eilmärsche. Langeweile.
Temporalitäten von Gewaltunternehmungen in der Geschichte
Prof. Dr. Birthe Kundrus, Deutsche Geschichte / Prof. Dr. Werner Rieß, Alte Geschichte
Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg
Aufzeichnung: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/49936
14.04.2021
Theoriedebatten in Gewaltgeschichte und -soziologie.
Das Problem der Zeitlichkeit
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl
Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Aufzeichnung: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/50705
21.04.2021 Verschoben auf den 12.05.2021
Trauma und Latenz.
Die Erinnerung an die Shoah in Texten der zweiten Generation
Prof. Dr. Silke Segler-Meßner
Institut für Romanistik, Fachbereich Sprache, Literatur, Medien II, Universität Hamburg
28.04.2021
Export des staatlichen Gewaltmonopols über Zeit.
Polizeien als Akteure globalen Regierens
Prof. Dr. Ursula Schröder
Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik
05.05.2021
"In 50 Jahren werden die Pfälzer Franzosen sein."
Besatzungsalltag und Zukunftsprognosen in der Pfalz, 1918-1930
Prof. Dr. Sabine Kienitz
Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität Hamburg
21.04.2021 NEUER TERMIN
Trauma und Latenz.
Die Erinnerung an die Shoah in Texten der zweiten Generation
Prof. Dr. Silke Segler-Meßner
Institut für Romanistik, Fachbereich Sprache, Literatur, Medien II, Universität Hamburg
19.05.2021
Historische Anthropologie der Rhythmen im Mittelalter
Prof. Dr. Jean-Claude Schmitt
Directeur d'études à l'EHESS, Centre de recherches historiques – CRH, Paris
26.05.2021
„Steh auf, klage bei Nacht.“
Gewalt-Zeiten in den Stadtklagen Israels
Prof. Dr. Dr. h.c. Corinna Körting
Institut für Altes Testament, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität Hamburg
02.06.2021
Ins Gedächtnis geschrieben.
Das Nachleben der Leningrader Blockade als kollektive Gewalterfahrung
Prof. Dr. Anja Tippner
Institut für Slavistik, Fachbereich Sprache Literatur Medien II, Universität Hamburg
09.06.2021
Echtzeiten des Hasses.
Social Media und die Bedeutung von Emotionen in extremistischen Radikalisierungsprozessen
Prof. Dr. Sighard Neckel
Fachgebiet Soziologie, Fachbereich Sozialwissenschaften, Universität Hamburg
16.06.2021
Musik der Zeit.
Gewaltexzesse im deutschen Gangsta Rap anhand des Beispiels Kollegah
Prof. Dr. Michael Ahlers
Professur für Musikdidaktik mit dem Schwerpunkt Popularmusik, Leuphana Universität Lüneburg
23.06.2021
The Global South in a World of Weaponised Interdependence: How to cope when caught in a Crossfire?
Prof. Dr. Amrita Narlikar, D.Phil. (Oxon), Ph.D. (Cantab)
Präsidentin des German Institute of Global and Area Studies (GIGA), Hamburg
Koordination:
Prof. Dr. Birthe Kundrus, Deutsche Geschichte / Prof. Dr. Werner Rieß, Alte Geschichte, beide Fachbereich Geschichte, Forschungsgruppe Gewalt-Zeiten, Universität Hamburg