ERIS: Hamburg Information System on Greek and Roman Violence
Projektleiter: Prof. Dr. Werner Rieß
Das MyCoRe-basierte Informationssystem Eris, welches seit 2012 unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Rieß von Mitarbeiter*innen aus dem Arbeitsbereich Alte Geschichte an der Universität Hamburg aufgebaut wird, ermöglicht zum ersten Mal eine inhaltliche und multidimensionale Erschließung aller historiographischen und biographischen Texte zur antiken Gewalt.
Das Informationssystem enthält derzeit über 2.000 Datensätze, darunter Gewaltreferenzen aus Thukydides, Xenophon, Plutarch, Tacitus und Herodian. 12 Plutarch-Viten sind in ERIS bereits vollständig: Alexander, Alkibiades, Arat, Agesilaos, Demetrios, Demosthenes, Lysander, Perikles, Phokion, Pyrrhos, Solon und Timoleon.
In das Informationssystem sollen in den nächsten Jahren die Gewaltreferenzen von mehr als 60 weiteren Autoren inkludiert werden.
Abb.1: Eingabemasken für Täter und Opfer mit ihren Eigenschaften.
Für die digitale Erfassung werden die Datenbestände mit sozialhistorischen Parametern annotiert. Die Gewalt wird in Form von sieben Objekten, darunter Gewaltakt, Person, Gruppe, Werk, Autor, Topographie und Konflikt modelliert. Diese modellierten Objekte werden mit weiteren Attributen (Kategorien) beschrieben. Die Kategorie „Opfer“ wird zum Beispiel durch weitere Angaben zu Herkunft, Alter, sozialem Status und der Tätigkeit näher beschrieben (Abb.1). In der erweiterten Suchmaske kann der User die Datensätze nach unterschiedlichen Kategorien durchsuchen.
Abb.2: Barrington Atlas of the Greek and Roman World, der Ort kann entweder in die Suchmaske eingegeben oder direkt auf der Karte markiert werden.
Diese feine Aufgliederung der Merkmale soll den User*innen eine zielgerichtete Suche ermöglichen. Eine Verlinkung von Personen zum New Pauly Online ist ebenso gewährleistet, wie eine Verlinkung der Gewaltreferenzen mit dem Barrington Atlas of the Greek and Roman World (Abb.2). Die Orte können auch direkt auf der Karte markiert werden. Anschließend werden alle Gewalthandlungen in dieser Region oder in dem Ort aufgelistet. Die Quellenstellen stehen den User*innen in der Originalsprache mit englischer Übersetzung zur Verfügung und sind damit einem breiten Publikum zugänglich. Der Datensatz lässt sich als PDF-Datei exportieren (Abb.3).
Abb.3: Beispiel für einen Datensatz.
Eris bietet hierbei keine Interpretationsvorgaben, sondern ermöglicht den Nutzer*innen eine stärkere Fokussierung auf eine kritische und mehrstufige Diskursanalyse. Gerade durch die Verbindung (blended reading) von digitalen Methoden (distant reading) und dem traditionellen hermeneutischen Verfahren (close reading), das nach wie vor zentral bleibt, wird ein Mehrwert generiert, der einen neuen Zugang zum Quellenmaterial ermöglicht.
Die Daten können aus ERIS extrahiert und in Netzvisualisierungsprogramme wie Gephi importiert werden. Auf Grundlage von ERIS und des Netzvisualisierungsprogrammes Gephi wurden bereits zwei Machbarkeitsstudien durchgeführt (siehe unten unter Publikationen).