Leningrad, Winter 1941. Überlegungen zur Spezifik von Hunger als Gewaltform
10. Januar 2024
Foto: Lecture2Go
Prof. Dr. Birthe Kundrus, Dr. phil. Olga Sturkin
Mangel, Unterversorgung und Hunger zählten und zählen zu den klassischen Konsequenzen von Kriegen und Kampfhandlungen. Dies galt auch für das von dem NS-Regime und seinen Verbündeten besetzte Europa im Zweiten Weltkrieg. Mit Blick auf die überfallene Sowjetunion und auf einzelne Opfergruppen wie Juden, sowjetische Kriegsgefangene und Patientinnen von Heilstätten wurde hier Hungern, gar Verhungernlassen zum Element von Kriegführung und Besatzungsherrschaft. Hungern war somit nicht Folge der Gewalt der Kriegshandlungen, sondern wurde zur Gewalt selbst. Dies mussten in einer besonders tödlichen Weise die Bewohner Leningrads während der Blockade durch deutsche Truppen im Winter 1941/1942 erfahren.
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Koordination: Prof. Dr. Anja Tippner, Osteuropastudien und Slavistik / Prof. Dr. Monica Rüthers, Geschichte / Prof. Dr. J. Otto Habeck, Ethnologie, alle Universität Hamburg / in Zusammenarbeit mit Dt. Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. (DGO) / Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg / Nordost-Institut IKGN / Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr
Gewalt erweist sich als Kontinuum der Geschichte, ist daher immer aktuell und wird in zahlreichen Disziplinen intensiv erforscht. Da uns der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in besonderem Maß beschäftigt, befasst sich die Ringvorlesung mit Aspekten der Gewalt und verschiedenen Ansätzen der interdisziplinären Gewaltforschung im größeren Kontext dieses Krieges. Im Zentrum der Beiträge stehen politische und kulturelle Entwicklungen unter den Bedingungen von Krieg und Militarisierung mit einem Schwerpunkt auf Russland.
Videoproduktion: DL-Büro der Fakultät für Geisteswissenschaften (uhh.de/gw-dl-buero)
Serien-Bild: Jakub Laichter