DFG-Projekt: "Werben für Europa". Die mediale Konstruktion europäischer Identität durch Europafilme im Rahmen europäischer Öffentlichkeitsarbeit
Der europäische Integrationsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg war von Anfang an von einer umfassenden politisch motivierten und gesteuerten Öffentlichkeitsarbeit begleitet, um die Identifikation der Bürger mit Europa zu erreichen und die neu geschaffenen europäischen Institutionen zu legitimieren. Dabei spielte das audiovisuelle Medium Film aufgrund seiner hohen Suggestivkraft eine zentrale Rolle. Mit den von transatlantischen, supranationalen und nationalen Akteuren produzierten Europa-Werbefilmen wurde seit dem Ende der 1940er Jahre eine großangelegte, finanziell aufwendige mediale Mobilisierung der europäischen Bürger in Gang gesetzt. Das Projekt untersucht auf der Basis von Filmanalysen, wie durch das Medium Film Europa als gemeinsamer Erfahrungs- und Identifikationsraum konstituiert wurde und durch welche Europabilder die Identifikation der Bürger mit dem europäischen Einigungsprojekt herbeigeführt werden sollte. Gerade angesichts der jüngsten Überlegungen der EU-Kommission, durch den Einsatz von Filmen ein europäisches Gemeinschaftsgefühl zu fördern, kommt dieser historischen Untersuchung eine besondere Aktualität zu. Diese bislang von der Geschichts- und der Filmwissenschaft nicht beachteten Filme, die eine wertvolle Quelle zur Erforschung der eingesetzten Strategien zur Konstruktion einer europäischen Identität sind, werden im Rahmen des Projektes zunächst recherchiert und zum ersten Mal filmographisch erfasst, um auf diese Weise den Quellenkorpus "Europafilme" als Grundlage der Untersuchung zu erschließen. Die Analyse erstreckt sich auf die im Rahmen des Marshall-Plans von den USA zur Förderung des europäischen Einigungsprozesses produzierten Filme, Filme übernationaler europäischer Institutionen (EG, Europarat) sowie in einer Vergleichsstudie exemplarisch auf Filme aus den drei großen EG-Gründungsstaaten Deutschland, Frankreich und Italien.
- Dauer: 01.01.2010 bis 31.12.2012
- Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Clemens
- Drittmittelgeber: DFG (314.360 €)