Colloquium Atticum III - 2014: Athen in der archaischen Zeit
Reliefbasis einer Statue, Marmor, Athen um 510, Athen. Nat. Mus. 3476
Montag, den 16.06.2014
9:00 - 18:30 Uhr
Warburg-Haus der Aby-Warburg Stiftung
Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg
Am Ausgang der Dunklen Jahrhunderte war Athen eine bäuerliche Gemeinschaft wie viele andere in der griechischen Welt. Nur wenige Jahrhunderte später war Athen eine maritime Großmacht und gab sich eine neue Verfassung, die wir Demokratie nennen. Diesen tiefgreifenden Wandlungsprozess aus kulturhistorischer Perspektive anhand zweier Zugänge exemplarisch nachzuzeichen, ist das Ziel des dritten Colloquium Atticum: die Körpergeschichte betont die Wichtigkeit des nackten männlichen Körpers und der sozialen Praxis des Sports für die Aushandelung von Sozialprestige und Elitestatus, nicht nur in Athen. Erst am Ende des 6. Jhs. v. Chr. ändert sich die Einstellung zum Sport. Aristokratische Zurschaustellung von Luxus, so bedeutsam für die homerische Gesellschaft, weicht ebenfalls am Ende des 6. Jhs. dem Ideal von Austerität und Egalität, ein Prozess, der sich auch in Sparta und bei den Pythagoreern nachweisen lässt. Die Entwicklungen in Attika entsprechen somit denjenigen in anderen Teilen der griechischen Welt. Allerdings deutet sich im Umgang Athens mit der Krise der archaischen Zeit ein Sonderweg an, der die Polis am Ende des 6. Jhs. zur Vormacht werden ließ: Das Konfliktlösungsmodell, das wir in Athen verwirklicht sehen, ist komplizierter als das jeder anderen Polis. Die von Solon durchgeführte Entschuldung hat ihre Wurzeln offenbar in Kleinasien. Und die Prinzipien seiner Reformen – Kompromiss, Solidaritäts-, Identitätsstiftung und Institutionalisierung – überdauerten selbst die Tyrannis der Peisistratiden und bereiteten mit den Weg hin zur Demokratie vor.