Forschungs- und Publikationsprojekte
Forschungs- und Publikationsprojekte der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte
Aktuelle Projekte
Hamburgische Biografie. Personenlexikon
In der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte wird seit 2000 die „Hamburgische Biografie“ erarbeitet, ein mehrbändig konzipiertes, umfassendes und repräsentatives biografisches Nachschlagewerk für die Stadt Hamburg. Aufgenommen werden Personen aus allen Epochen der Stadtgeschichte von der Gründung Hamburgs im 9. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert, die sich durch ihr Wirken in der Stadt auszeichnen oder signifikante Aspekte der Stadtgeschichte repräsentieren. Alle Bereiche städtischen Lebens, wie zum Beispiel Politik, Kultur, Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Wissenschaft, werden berücksichtigt. Am Projekt beteiligt sind bislang ca. 300 Autorinnen und Autoren. Die „Hamburgische Biografie“ erscheint im Wallstein Verlag.
Bisher sind acht Bände mit 2375 Artikeln erschienen.
Projektleitung und -bearbeitung:
Prof. Dr. Franklin Kopitzsch und Dr. Dirk Brietzke (Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte im Arbeitsbereich Deutsche Geschichte)
Finanzierung:
Die bereits erschienen Bände wurden von der Hamburger Feuerkasse (Bd. 1, 2 und 3), der Hamburg-Rotary-Stiftung (Bd. 2), der Stiftung Denkmalpflege Hamburg (Bd. 3), der HSH-Nordbank (Bd. 3), der Fördereinrichtung Feldtmann kulturell (Bd. 3), der Körber Stiftung (Bd. 4), der Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. (Bd. 4), der Hermann-Reemtsma-Stiftung (Bd. 5), der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Bd. 6), der Universität Hamburg, der Martha-Pulvermacher-Stiftung, der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, dem Förderverein des Lion-Clubs Hamburg Alster (Bd. 7), Karin v. Behr, der Historiker-Genossenschaft eG und zahlreichen weitern Hamburger Genossenschaften (Bd. 8) finanziell unterstützt.
Hier geht es zum aktuellen Band Nr. 8
Erschließung der Forschungsbibliothek und des Nachlasses von Hans-Werner Engels
2010 konnte die Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte mit Unterstützung von Jan-Philipp Reemtsma den umfangreichen Nachlass des Historikers und Literaturwissenschaftlers Hans-Werner Engels (1941-2010) erwerben. Die Sammlung umfasst u. a. wertvolle Bestände aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, Schwerpunkte sind die deutsche Literatur und Publizistik zwischen 1770 und 1820, die Auswirkungen der Französischen Revolution auf Deutschland und der französisch-deutschen Kulturtransfer sowie die Geschichte Hamburgs, insbesondere Altonas und St. Paulis. Der Teilbestand „Bibliothek“ wurde bis 2019/20 über den Campus-Katalog zugänglich gemacht. Seit 2021 werden die übrigen Teilbestände des wissenschaftlichen Nachlasses erschlossen und katalogisiert.
Projektleitung:
Prof. Dr. Franklin Kopitzsch und Dr. Dirk Brietzke (Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte im Arbeitsbereich Deutsche Geschichte)
Projektbearbeitung:
Birthe Plutat, Prof. Dr. Franklin Kopitzsch, Dr. Dirk Brietzke
Finanzierung:
Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, Sondermittel des Präsidium der Universität Hamburg, Zentralstelle für die Wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Hamburg
Kommentierte Edition der Briefe von Erich Marcks an Werner von Melle
Als Erich Marcks (1861-1938) im Jahr 1907, finanziert durch Mittel der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, die Professur für Geschichte im Allgemeinen Vorlesungswesen der Hamburger Oberschulbehörde übernahm, war er mit seinen vorangegangenen Stationen als Professor an den Universitäten in Freiburg, Leipzig und Heidelberg bereits einer der renommiertesten Neuzeithistoriker des Deutschen Kaiserreichs. Was bewegte ihn, in eine Stadt zu wechseln, in der es lediglich große Hoffnungen auf eine baldige Universitätsgründung gab?
Marcks hatte verschiedene Gründe: Zunächst reizte es ihn, am Aufbau einer neu(artig)en Universität mitwirken zu können. Ebenso arbeitete Marcks bereits seit Jahren an einer zweibändigen Bismarcks-Biografie, sodass die Nähe zur Familie des „eisernen Kanzlers“ in Friedrichsruh kurze Wege versprach. Sicher waren auch das üppige Gehalt sowie die limitierte Lehrverpflichtung in Hamburg Argumente für den Wechsel. Außerdem war die Metropole im Norden kein unbekanntes Terrain für den Historiker, der bereits seit 1898 jährlich für eine Vortragsreihe in die Stadt kam, was sich bestens mit seinen Bismarck-Studien verbinden ließ. Dadurch kam Marcks in engen Kontakt zu Wissenschaftssenator Werner von Melle, Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark, dem Maler Leopold Graf von Kalckreuth sowie mit dem kulturbeflissenen Kaufmann Hermann Tietgens. Solche über die eigenen Fachkollegen hinausgehenden Verkehrskreise waren für ihn an allen seinen Wirkungsstätten ein wichtiges Lebenselixier.
Marcks Beziehungen zu Hamburg, sein Einsatz für die Universitätsgründung bis zu seinem Weggang nach München 1913 sowie der auch danach anhaltende intensive Austausch mit Werner von Melle stehen im Zentrum des Editionsprojekts, dessen Grundlage 161 Briefe und Karten sind, die der Historiker zwischen 1899 und 1933 an den Senator geschrieben hat.
Die Veröffentlichung der umfassend kommentierten Brief-Edition ist für 2025 geplant.
Projektleitung:
Prof. Dr. Franklin Kopitzsch und Dr. Dirk Brietzke (Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte im Arbeitsbereich Deutsche Geschichte)
Projektbearbeitung:
Dr. Gunnar B. Zimmermann
Finanzierung:
Jubiläumsfonds der Universität Hamburg, Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung
Literatur, Theater und Politik im Vormärz. Karl Gutzkows Hamburger Jahre (1837-1842)
„Gutzkow ist das größte Talent, das sich seit der Juliusrevoluzion aufgethan, hat alle Tugende die der Tag verlangt, ist für die Gegenwart ganz wie geschaffen“. Mit diesen euphorischen Worten lobte kein Geringerer as Heinrich Heine 1837 seinen Schriftstellerkollegen Karl Gutzkow. Später sollte Heines Verhältnis zu Gutzkow sich deutlich abkühlen und schließlich im bitteren Zerwürfnis enden. An der Bedeutung des erst Gelobten, dann Befehdeten änderte dies allerdings nichts: Karl Gutzkow gehörte im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten, vielseitigsten und produktivsten Schriftstellern deutscher Sprache. Als Autor von Romanen und Novellen, als erfolgreicher Theaterdichter, dessen Dramen auf vielen Bühnen aufgeführt wurden, nicht zuletzt als äußerst umtriebiger Kritiker, Essayist und Journalist war er ein Zentralgestirn des literarischen wie auch des politischen Diskurses in einer Zeit des gesellschaftlichen und kulturellen Aufbruchs. Wie wenige andere Schriftsteller repräsentiert er mit seiner bewegten, von tiefen Widersprüchen geprägten Biografie, seiner unablässigen öffentlichen Präsenz und seinem weitgefächerten, neue literarische Wege erkundenden Werk eine Vielzahl charakteristischer Merkmale seiner Epoche und ist doch zugleich eine singuläre Gestalt.
Gutzkows Hamburger Jahre zwischen 1837 und 1842 blieben eine kurze Episode in einem turbulenten und konfliktreichen, mit zahlreichen Ortswechseln verbundenen Leben. Dass sich der 1811 in Berlin geborene Schriftsteller nur fünf Jahre in Hamburg aufhielt, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Zeit einen besonderen Stellenwert innerhalb seiner Biografie beanspruchen darf. Hier fand er nach der Ächtung der zum Jungen Deutschland gezählten Schriftsteller durch den Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835 nicht nur Zuflucht, sondern auch die Möglichkeit, trotz der geltenden Zensurbestimmungen wieder publizistisch tätig zu werden. In Gutzkows Hamburger Phase fällt die Herausgabe eines der wichtigsten Journale des Vormärz: Von 1837 bis 1842 war er als Redakteur für den „Telegraph für Deutschland“ verantwortlich, der im Hamburger Verlag Hoffmann und Campe erschien. Und nicht zuletzt wurde der noch am Beginn seiner literarischen Laufbahn stehende Verfasser von Romanen, Novellen sowie essayistischen und journalistischen Arbeiten während seiner Jahre an Elbe und Alster zum viel beachteten Theaterdichter. Gutzkows Aufenthalt in der Stadt fiel in eine transitorische, für seine weitere Entwicklung bedeutsame Leben- und Schaffensphase, die mit den spezifischen lokalen Voraussetzungen eng verbunden war. Am Beispiel Karl Gutzkows wird die Transformation der Öffentlichkeit und des literarisch-politischen Diskurses in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts untersucht, die mit einer kontroversen Debatte über die Selbstwahrnehmung der literarischen Akteure und die Repräsentationen öffentlicher Kommunikation einher geht. Das Projekt ist in diesem Sinne ein Beitrag zu zentralen Diskussionen der aktuellen Vormärz-Forschung.
Projektbeginn:
2021
Projektbearbeitung:
Dr. Dirk Brietzke
Abgeschlossene Projekte (Auswahl)
Hamburg Lexikon
Das stadtgeschichtliche Nachschlagewerk, herausgegeben von Franklin Kopitzsch und Daniel Tilgner, wurde als erstes großes Projekt der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte in den Jahren von 1994 bis 1998 erarbeitet und in späteren Auflagen ergänzt und aktualisiert. Als erstes und umfassendstes Lexikon dieser Art bietet es in über 1200 Artikeln wissenschaftlich fundierte Informationen über Begriffe, Institutionen, Namen und Ereignisse aus der Geschichte Hamburgs. Verfasst wurden die Beiträge von 49 Autorinnen und Autoren. Die erste Auflage erschien 1998 im Zeise Verlag, weitere Auflagen folgten 2000 (2., durchgesehene Aufl.), 2005 (3., aktualisierte Aufl.) und 2010 (4. Aufl.) im Ellert & Richter Verlag.
Von der „Edzardischen Jüdischen Proselytenanstalt“ zur „Edzardi-Stiftung“. Jüdisch-christliche Beziehungen, Juden und Konvertiten aus dem Judentum im Spiegel einer Hamburger Stiftung für Judenmission vom 17. bis 20. Jahrhundert
Das von der Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln, finanzierte Forschungsprojekt der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte wurde in den Jahren von 2005 bis 2008 von Dr. Jutta Braden bearbeitet. Ausgehend von einer Stiftung, die der Orientalist Esdras Edzardus (1629-1708) 1676 in Hamburg zur Beförderung der Judenbekehrung gründete – einer zu dieser Zeit im Reich einzigartigen Einrichtung –, wurden im Rahme des Projekts jüdisch-christlicher Konversionen in einer langfristigen, vom 17. bis ins 20. Jahrhundert reichenden Perspektive erforscht. Neben mehreren Aufsätzen ging aus dem Projekt eine für die frühzeuzeitliche Konversionsforschung wichtige Monografie hervor: Jutta Braden: Konvertiten aus dem Judentum in Hamburg 1603-1760. Esdras Edzardis Stiftung zur Bekehrung der Juden von 1667 (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Bd. XVII), Göttingen: Wallstein Verlag 2016.
Multimedia-Personenlexikon: Politisch Verfolgte in Hamburg 1933-1945
Von 2002 bis 2005 entstand in der Arbeitsstelle für Hamburgische Geschichte das online präsentierte „Multimedia-Personenlexikon: Politisch Verfolgte in Hamburg 1933-1945“. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Sonderprogramms des Hamburger Senats „Projektförderung e-Learning und Multimedia“, geleitet wurde es von Dr. Holger Martens unter Mitarbeit von Sebastian Fiedler und Christian Vogt.
Im Rahmen von drei aufeinander folgenden zweisemestrigen Lehrveranstaltungen erstellten Studierende biografische Beiträge über Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg politisch verfolgt wurden. Ergänzt wurden die Texte durch Fotos, Dokumente sowie Ton- und Filmsequenzen. Glossarbeiträge erläutern für das Verständnis der Texte wichtige Begriffe. Als Quellen wurden u. a. Wiedergutmachungsakten, Interviews in der Werkstatt der Erinnerung (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg) sowie Dokumente aus öffentlichen und privaten Archiven genutzt. Die im Rahmen des Projekts bearbeiteten Quellen stehen in einem elektronischen Archiv der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung.