Projekttitel: Die nationalsozialistische Sturmabteilung (SA) und der „politische Soldat“ im Krieg – Gewalt und Konstruktion von Männlichkeit
Betreuer/in: Prof. Dr. Angelika Schaser
Mit ihrem „Verschwinden“ verliert sich auch die weitere Spur der Geschichte der Sturmabteilungen (SA). Da wundert es nicht, dass die Rolle der SA im Zweiten Weltkrieg im Verborgenen geblieben ist, war sie doch scheinbar eine bedeutungslos gewordene Truppe, die über eine Rolle „als Hilfsorgan der Wehrmacht“ (Peter Longerich) nicht hinaus kam. Das Wesen der SA wandelte sich tatsächlich gewaltig. Sie war weitgehend entpolitisiert und diente als militärisches Ausbildungsreservoir.
Dass die SA zu jeder Zeit eine originär männliche Organisation blieb, wird von der Forschung allgemein ebenso wenig zum Anlass für eine männlichkeitskritische Analyse genommen. Dabei zeigen sich durchaus Variationen nationalsozialistischer Männlichkeitskonstruktionen und -bilder in einer Parteiformation, die infolge der Röhm-Krise tatsächlich eine Sinnkrise erfuhr und deren Führung nun – angesichts der Anforderungen des Krieges – neues Selbstbewusstsein sucht. Die Hybridisierung von heroisch-militärischer Männlichkeit und nationalsozialistischer Volksgemeinschaftsideologie kulminierte in der Konstruktion des „politischen Soldaten“.
Das Promotionsprojekt ist daher der Versuch, Erkenntnisse und Theorien der historischen wie Kritischen Männlichkeitsforschung, der militärgeschichtlichen sowie historischen Friedens- und Konfliktforschung und der Organisationssoziologie auf die SA im Zweiten Weltkrieg anzuwenden, um so ein möglichst facettenreiches Bild ihrer Bedeutung als Organisation, ihrer Nutzbarmachung für die Ziele des NS-Regimes sowie ihrer Binnenwirksamkeit als (männliche) Gemeinschaft in der „Volksgemeinschaft“ zu erhalten.