Seniorprofessor für Globalgeschichte: Prof. Dr. Alan Kramer
25. Juli 2025

Foto: Alan Kramer
Seniorprofessor Alan Kramer ist seit dem 1. Mai als Principal Investigator des ERC Synergy Grant „BLOCKADE – The Hidden Weapon. Blockade in the Era of the Two World Wars" am Arbeitsbereich Globalgeschichte des Fachbereichs Geschichte der UHH.
Alan Kramer hat 1987 an der UHH in Geschichte promoviert und hatte bis 2019 den Lehrstuhl für Europäische Geschichte am Trinity College in Dublin inne.
Professor Kramer ist ein international bekannter Experte für die Geschichte des Ersten Weltkrieges und die Geschichte der Gewalt. Er war einer der ersten Historiker, die den Ersten Weltkrieg als ein globales Phänomen interpretierten und die Dynamik der Gewalt in transnationaler Perspektive untersuchten. Im Zuge einer von der Alexander von Humboldt Stiftung geförderten Gastprofessur an der UHH arbeitete er von 2015 bis 2016 an einer komparativen Studie zu Lagern im 20. Jahrhundert im Kontext der globalen Geschichte der Gewalt. Sein Buch Concentration Camps: A Global History ist 2025 bei Oxford University Press erschienen.
In seinem aktuellen Projekt beschäftigt er sich mit Blockaden als Mittel der Kriegführung in der Ära der Weltkriege, ca. 1900 bis 1960. Die Gegner wurden dabei fernab von den Schlachtfeldern von lebenswichtigen Ressourcen wie Nahrungsmitteln, Öl, Informationen und Kapital abgeschnitten. Doch welche Folgen hatte dieses Vorgehen während und nach den kriegerischen Auseinandersetzungen? Beschleunigten die Blockaden tatsächlich Sieg bzw. Niederlage? Und wie prägten Blockaden die Beziehungen nach Kriegsende?
„Blockaden waren ein sehr wirksames Mittel, um den Feind zu schwächen. Mit ihnen wurde jedoch besonders die Zivilbevölkerung getroffen und sie führten oft zu fatalen Verwerfungen“, so Prof. Kramer. Gleichzeitig hätten die Einschränkungen oft zu langfristigen Lernprozessen und Innovationen geführt, die später nützlich gewesen seien. Um die Rolle und Bedeutung der Blockaden zu ermessen, werden Wirtschafts-, Kultur- und Sozialhistorikerinnen und -historiker mit Experten und Expertinnen für Ökonometrik und Digital Humanities zusammenarbeiten. An „BLOCKADE“ sind neben Kramer Forschende der Norwegian University of Science and Technology Trondheim (Prof. Dr. Jonas Scherner), der Universität Amsterdam (Dr. Samuël Kruizinga) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Prof. Dr. Elisabeth Piller) beteiligt.
„Uns ist es dabei besonders wichtig, nicht nur die Geschehnisse in Westeuropa zu betrachten, sondern auch Blockaden in solchen Regionen in den Blick zu nehmen, die bisher wenig beachtet wurden, etwa Japan, Südostasien, Südamerika und Afrika“, erklärt Kramer. Die Erkenntnisse sollen einen neuen Rahmen für das Verständnis des Zeitalters der Weltkriege bieten und darüber hinaus helfen, heutige Blockaden, ihren Einsatz als Kriegswaffe und die oft unbeabsichtigten Folgen besser zu verstehen.
Das Projekt wird bis 2031 vom Europäischen Forschungsrat insgesamt mit 9,9 Millionen Euro gefördert, von denen die Universität Hamburg 2,5 Millionen erhält. Näheres zum Projekt finden Sie hier.
Wir heißen Prof. Dr. Alan Kramer am Fachbereich Geschichte herzlich willkommen!