Gedenken an Prof. Dr. Bernd Jürgen Wendt (1934-2025)
6. März 2025, von Christina Nissen
Wie erst kürzlich bekannt wurde, ist Bernd Jürgen Wendt, der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg, am 8. Februar 2025 im Alter von 90 Jahren verstorben. Der Fachbereich Geschichte und die Fakultät für Geisteswissenschaften gedenken Ihrem ehemaligen Kollegen in stiller Trauer und dankbarer Erinnerung für seine Jahre in Hamburg.
Bernd Jürgen Wendt, aus Hamburg gebürtig, wurde an der UHH im Fach Alte Geschichte promoviert. Als Schüler und Assistent von Fritz Fischer habilitierte er sich anschließend in Neuerer Geschichte; diese Epoche bildete in der Folgezeit das Zentrum seiner Forschungen. Nach dem Ruf auf ein Ordinariat an der Gesamthochschule Kassel kehrte Wendt als Nachfolger seines Lehrers Fritz Fischer 1976 auf den Lehrstuhl in Hamburg zurück.
Großes wissenschaftliches Ansehen errang Wendt als führender kritischer Historiker der 1970er und 1980er Jahre vor allem als Kenner Großbritanniens des 19. und 20. Jahrhunderts, wobei häufig eine vergleichende deutsch-englische Perspektive seine Arbeiten prägte. Als Vorsitzender des Arbeitskreises deutsche Englandforschung (heute: „Arbeitskreis GroßbritannienForschung“) in den 1980ern verankerte er diese Themen auch institutionell in der deutschen Geschichtswissenschaft.
Wegweisende Bedeutung hatten seine Monographien von 1966 und 1971 zur wirtschaftspolitischen Dimension der englischen Appeasement-Politik gegenüber Hitlerdeutschland in den 1930er Jahren. Neben dem ausgeprägten politikhistorischen Schwerpunkt verfolgte Wendt zudem zahlreiche sozialhistorische Themen, unter anderem die Geschichte von Gewerkschaftsbewegungen.
Bekannt war Bern Jürgen Wendt als engagierten Lehrer, der sich bei Studierenden großer Beliebtheit erfreute und dessen Seminare regelmäßig sehr gut besucht waren. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst blieb er noch lange mit Veranstaltungen und Vorlesungen im Lehrprogramm der Universität präsent.