Medien der Geschichte
Die Reihe Medien der Geschichte bei De Gruyter Oldenbourg veröffentlicht Beiträge, die sich der Erforschung von Geschichtssorten unterschiedlicher Art verschrieben haben. Das Konzept der "Geschichtssorte" bezeichnet dabei grundsätzlich jedwede Form von Historiographie – von der universitären Geschichtsschreibung bis hin zu "Trivialhistoriographien". Diese werden hier nicht als minderwertige Formen von Geschichte verstanden, sondern als adressatenbezogen kohärente und konsistente Formen von Geschichte, die zur Herausbildung und/oder Transformation von Geschichtsbewusstsein beitragen. Der Begriff der "Geschichtssorte" – angelehnt an den Textsortenbegriff der Literaturwissenschaften – strebt hier einen hierarchiefreien Blick auf unterschiedliche Formen und Formate von Geschichte(n) an und fragt nach strukturellen Ähnlichkeiten und Unterschieden von Geschichtssorten, ihren Funktionsweisen, Produzierenden und Rezipierenden sowie nach den Praktiken der Produktion und Rezeption.
Die Reihe stellt hierbei insbesondere die Medialität, die Performativität und die Authentizität von Geschichte in den Mittelpunkt: Die Untersuchung der Medialität von Geschichte richtet den Blick auf die medialen Eigenlogiken von Geschichtssorten und deren Auswirkungen auf ihre Produktion, Repräsentation, Distribution und Rezeption von Geschichte.
Ausgehend von der Grundannahme, dass Geschichte immer zugleich ausgeführt und aufgeführt wird, dient die Untersuchungskategorie der Performativität dazu, die Praktiken der Geschichtssortenproduktion und -rezeption in den Blick zu nehmen. Hierbei spielt die jeweilige Gegenwart von Geschichte eine herausragende Rolle: Sie soll in historischer Perspektive untersucht werden, um die Nutzung von Vergangenheiten in Geschichte zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen räumlichen und kulturellen Kontexten zu betrachten.
Eine zentrale Beglaubigungsstrategie von Geschichte(n) ist die Authentizität der in ihnen erzählten Vergangenheit. Authentizität ist somit eine zentrale Analysekategorie zur Identifizierung und Untersuchung von Praktiken, die eine Verankerung von Geschichte in lebensweltlichen Kontexten vornehmen und darüber die für die Orientierungsfunktion von Geschichte relevante "Echtheit" der Geschichte beglaubigt. Die Reihe Medien der Geschichte versteht sich als Beitrag zur Theoriebildung im Feld Public History.
Die Reihe wird herausgegeben von Thorsten Logge (Public History), Andreas Körber (Geschichtsdidaktik) und Thomas Weber (Medienwissenschaften).
Bd. 1
Geschichtssorten
Medien der Geschichte und Praktiken des Geschichtemachens
Thorsten Logge
Geschichtssorten begründet theoretisch und methodisch die Reihe "Medien der Geschichte" und entwickelt erstmals Bausteine zu einer Theorie der Public History im deutschsprachigen Raum.
Erscheint voraussichtlich 2021.
Bd. 2
Geschichte auf YouTube
Neue Herausforderungen für Geschichtsvermittlung und historische Bildung
hg. v. Christian Bunnenberg und Nils Steffen
Videoplattformen wie YouTube sind jung, dynamisch und werden häufig genutzt: Für die Mehrheit der Digital Natives ist YouTube „ein probates Mittel, um sich regelmäßig über Themen zu informieren“, und nach Suchmaschinen die zweite Anlaufstelle für Suchen im Internet überhaupt (JIM-Studie 2017). Mehr als 85% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nutzen inzwischen das Internet auch zum Lernen: Auf YouTube suchen sie in diesem Zusammenhang gezielt nach Erklärvideos. Medienkonsum, Sehverhalten, Aufnahmevermögen und Partizipationswillen von jungen Menschen sind an die Gegebenheiten digitaler Medien angepasst.
Audiovisuell-partizipative Medien eröffnen damit ein großes Potential und ein neues Handlungsfeld für die historisch-politische Bildung. Der vorliegende Band versucht sich an einer ersten Bestandsaufnahme des Phänomens Geschichte auf YouTube und lädt zu Reflektion und Diskussion ein. Er vereint Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Praktikerinnen und Praktikern. Im Mittelpunkt stehen neben theoretisch-methodischen Überlegungen vor allem Untersuchungen von Praxisbeispielen. Die Autorinnen und Autoren widmen sich dabei Fragen nach Narrationsstrategien und Authentizität von Geschichte, Produktion und Praxis, Partizipationsmöglichkeiten sowie den Chancen und Herausforderungen von YouTube für die historische Bildung. Ergänzt werden die Beiträge durch Einblicke in die Arbeit der YouTube-Kanäle „TheGreatWar“ und „MrWissen2Go“.
Erschienen: Oktober 2019.
Bd. 3
Geschichte im Rampenlicht
Inszenierungen historischer Quellen im Theater
hg. v. Thorsten Logge, Eva Schöck-Quinteros und Nils Steffen
Geschichtstheater, Dokumentartheater, Zeitzeugnistheater – seit rund 100 Jahren ist die Verhandlung von Geschichte auf der Theaterbühne ein beliebtes und verbreitetes erinnerungskulturelles Format, das sich stetig weiterentwickelt. Zeitzeugnisse werden auf der Grundlage politischer Überzeugungen und/oder im Rahmen historischer Bildungsarbeit mit künstlerisch-ästhetischen Mitteln in Szene gesetzt. Trotz seiner expliziten Arbeit mit historischen Quellen ist das dokumentarische Theater bislang kein Gegenstand geschichtswissenschaftlicher Forschung geworden.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Bremer Projekts Aus den Akten auf die Bühne setzte sich 2017 eine Tagung erstmals geschichtswissenschaftlich und interdisziplinär mit der Inszenierung historischer Quellen im Theater auseinander. Die Beiträge des Bandes sind Ergebnis dieser Tagung. In ihnen werden zum einen gegenwärtige Formen des dokumentarischen Theaters aus geschichts- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven untersucht. Zum anderen bringen sie Wissenschaftler*innen und Theaterschaffende zusammen, die ihre Fragestellungen, Positionen und Arbeitsweisen kennenlernen und diskutieren.
Auf diese Weise erschließen die Autor*innen unterschiedliche Zugänge zu den Praktiken des „Geschichtemachens" im Theater, die als performative Historiographien erkennbar werden. Der Band versteht sich somit auch als Beitrag zur Methoden- und Theorien-Diskussion in der forschungsorientierten Public History.
Erschienen: Dezember 2020.