SocialMediaHistory
SocialMediaHistory – Geschichte auf Instagram und Tiktok
Geschichte findet statt – auch und gerade in den sozialen Medien! Public History Hamburg, die Geschichtsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum und Kulturpixel e. V. erforschen gemeinsam mit Bürger*innen, wie Geschichte auf Instagram und TikTok erzählt wird. Das Projekt erschließt Formen visueller und partizipativer Historiographie im Internet. Dabei werden gemeinsam Analyse-Werkzeuge entwickelt und eigene Darstellungspraktiken erprobt. Ziel ist es, multiperspektivische und faktenbasierte Geschichtserzählungen und eine kritisch-reflexive Teilhabe an Geschichtsdiskursen in sozialen Medien zu ermöglichen und zu fördern.
Darum geht's!
Das Projekt möchte Bürger*innen dazu anregen, sich kompetent, kritisch und reflektiert mit Geschichte auf den populären Social-Media-Plattformen Instagram und TikTok auseinanderzusetzen. Interessierte Bürger*innen können die Kompetenzen erwerben, Geschichte auf diesen Plattformen reflektiert und an geschichtswissenschaftlichen und -didaktischen Prinzipien und Methoden orientiert zu erkennen, zu analysieren und kritisch zu bewerten. Auf dieser Grundlage können sie – aktiv und kreativ die jeweiligen spezifischen medialen Bedingungen der Plattformen nutzend – eigenständig Geschichte auf Instagram und TikTok erzählen. Grundlegend für das Projektdesign ist die Annahme, dass die Befähigung zur kompetenten Auseinandersetzung mit Prinzipien und Möglichkeiten der Darstellung und Vermittlung von Geschichte grundsätzlich dazu beiträgt, sich kritisch und reflektiert zu historischen Inhalten auf gegenwärtig wie zukünftig populären Social-Media-Plattformen verhalten zu können.
Die Bürgerforscher*innen erwerben in dem Projekt analytische und generative Geschichtssortenkompetenz. Mit dem Begriff “Geschichtssorte” bezeichnen wir “unterschiedliche Formen historischer Narrative oder Narrativierungen einschließlich der mit ihrer Produktion verbundenen Praktiken und unter expliziter Beachtung ihrer medialen Form” (Logge 2018). Der Begriff ist dem literaturwissenschaftlichen Begriff der Textsorte entlehnt und markiert die Existenz unterschiedlicher medialer Formen von Historiographie, auch und gerade außerhalb geschichtswissenschaftlicher Produktion bis hin zu popkulturellen “Trivialhistoriographien” (Logge 2021). Analytische Geschichtssortenkompetenz bezeichnet allgemein die Fähigkeit und Fertigkeit, potentiell alle medialen Erscheinungsformen von Geschichte zu erkennen, zu erschließen und angemessen zu bewerten. Generative Geschichtssortenkompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Fertigkeiten, diese verschiedenen Formen von Geschichte auch selbst zu produzieren bzw. deren Produktion zu koordinieren. Das Projekt SocialMediaHistory fokussiert sich auf audiovisuelle Geschichtssorten, die über die Social-Media-Plattformen Instagram und TikTok distribuiert werden.
Zugleich möchte das Projekt Design Thinking als eine partizipative Methode der Citizen Sciences im Feld Geschichte entwickeln und zugleich erproben. Hierfür sollen Bürgerforscher*innen auf verschiedenen Ebenen am Projekt beteiligt werden: als Workshop-Teilnehmende und Endnutzer*innen der OER-Module sowie über einen Beirat, der eine Partizipation am gesamten Projektablauf ermöglicht.
Der gemeinsame Forschungsprozess wird begleitet und angeleitet durch Kulturpixel e.V., einem Verein, dessen Trainer*innen sich bundesweit mit Workshops zu Diversitätsfragen, Antirassismus-Trainings und Fachvorträgen für gesellschaftliche Vielfalt und die Gestaltung demokratischer Prozesse einsetzen.
Projektziele
- Aktivierung und Befähigung von Bürger*innen zur analytischen Annäherung an und Bewertung von Geschichte in den Social-Media-Formaten TikTok und Instagram (Erwerb analytischer Geschichtssortenkompetenz)
- Exemplarische Erforschung von Geschichts-Repräsentationen auf TikTok und Instagram unter Berücksichtigung ihrer medialen, ästhetischen, diskursiven und narrativen Spezifika durch Bürgerforscher*innen (Anwendung analytischer Geschichtssortenkompetenz)
- Aktivierung und Befähigung von Bürger*innen zur Partizipation an und Produktion von Geschichte unter reflektierter Anwendung geschichtswissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Methoden in den Social-Media-Formaten TikTok und Instagram (Erwerb generativer Geschichtssortenkompetenz)
- Sensibilisierung der Bürger*innen für politisch, historisch und gesellschaftlich multiperspektivische Erzählungen in den Medien einschließlich Hate Speech sowie Ausbildung und Anwendung von Reflexions- und Antwortstrategien im Rahmen eigener medialer Tätigkeit
- Einbindung der Bürgerforscher*innen in die Entwicklung der Workshop-Module durch Design Thinking
- Einbindung der Bürgerforscher*innen auf allen Projektebenen durch einen Bürgerforscher*innen-Beirat
- Projektbegleitende Vermittlung der Forschungsaktivitäten und -ergebnisse durch die Verbundpartner*innen und Bürgerforscher*innen über die betreffenden Plattformen
- Nachhaltige Sicherung der Forschungsergebnisse für die Wissenschaft über eigene Projektwebsite und Veröffentlichung eines Sammelbandes und der wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten
- Digitale Verstetigung des Workshop-Angebots
- Erprobung und Weiterentwicklung der Methode Design Thinking für bürgerwissenschaftliche Projekte mit geschichtsbezogenen Inhalten (Citizen Science)
Förderung und Partner
Das Verbundprojekt der Universitäten Hamburg und Bochum wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Programmlinie "Förderung von bürgerwissenschaftlichen Vorhaben" für drei Jahre mit rund 600.000 Euro gefördert.
Projektleitung: Prof. Dr. Thorsten Logge (Hamburg) und Prof. Dr. Christian Bunnenberg (Bochum), Koordination: Nils Steffen (Hamburg)
Partner: Kulturpixel e.V.