Projektseminare im Wintersemester 2017
1. September 2017, von Thorsten Logge

Foto: S. Fender
Im kommenden Wintersemester haben wir erneut ein breites Angebot an Projektseminaren zusammengestellt. In Kooperationen mit der Bismarck-Stiftung, der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, dem Projekt Vor-Gänge im Hamburger Gängeviertel, dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg sowie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bieten wir auch diesmal wieder zahlreiche Möglichkeiten, bereits erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten aus dem Studium in Tätigkeitsfeldern für Historikerinnen und Historiker anzuwenden oder zu vertiefen.
Kanzlergeschenke – Kulturgeschichten des Schenkens (5 LP)
Prof. Dr. Thorstern Logge | Dr. Ulf Morgenstern
In zwei kooperierenden Veranstaltungen, die im Wintersemester 2017 an den Historischen Seminaren der Universitäten Hamburg und Bonn stattfinden, widmen sich die Studierenden dem zwischen Verehrung, Vereinnahmung und Vorteilsnahme rangierenden Thema der "Politikergeschenke". An den Beispielen Otto von Bismarcks (Hamburg) und Konrad Adenauers (Bonn) soll untersucht werden, von wem, womit, wie und warum die beiden deutschen Kanzler beschenkt wurden und wie deren Umgang mit den Zuwendungen war. In forschender Auseinandersetzung mit Objekten aus den Stiftungsbeständen in Rhöndorf und Friedrichsruh erschließen Tandems aus Bonner und Hamburger Studierenden die soziale Praxis des Beschenkens von Politikern in zwei unterschiedlichen politischen Systemen. Die Seminare sind forschungs- und schreiborientiert: Die Studierenden erstellen im Forschungsprozess schriftliche Objektbeschreibungen und darauf aufbauend allgemeinverständliche wissenschaftliche Essays zu ihren Objekten. Vorbehaltlich der inhaltlichen Qualität der Objekt-Essays sollen die Ergebnisse publiziert werden.
In gemeinsamen Workshops, die in den Politikergedenkstiftungen in Rhöndorf/Bonn bzw. Friedrichsruh /Hamburg stattfinden, lernen die Bearbeiterinnen und Bearbeiter ihre Gegenstände kennen, erarbeiten gemeinsam einen methodisch-theoretischen Zugriff auf die Objekte, diskutieren Aspekte der Kulturgeschichte des Politischen und vergleichen über die gegenseitige Präsentation von Arbeitsergebnissen und Werkstattberichten die kulturelle Praxis des Schenkens an Politiker im Kaiserreich und der frühen Bundesrepublik sowie ihre Rahmenbedingungen.
Die Lehrveranstaltung ist eine Kooperation der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, der Otto-von-Bismarck-Stiftung und der Universitäten Hamburg und Bonn.
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Kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung von Musik im Hamburger Gängeviertel (5 LP)
Stephan Fender
Musik hat im und um das Gängeviertel herum schon immer eine große Rolle gespielt: Das heutige Künstlerquartier wird eingerahmt vom Geburtsort Johannes Brahms‘, der Laieszhalle, dem ehemaligen Rock-Club "Mad House", und der von Hubert Fichte beschriebenen Palette. Auch in den Kneipen und sozialen Orten des Unterschichtenquartiers spielte Musik und Tanz immer eine herausragende Rolle. Bis heute finden hier wöchentlich mehrere Konzerte und Aufführungen statt.
Die Teilnehmenden recherchieren und erschließen quellennah die Musik- und Kulturgeschichte des Viertels und seiner Umgebung. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Realisierung eines Formats zur öffentlichen Vermittlung der erarbeiteten Inhalte: Eine Ausstellung, ein Konzert, historische Kneipenvorträge, Lesungen, Rundgänge o. ä.
Das Projektseminar findet statt in Kooperation mit dem Projekt Vor-Gänge, das sich die innovative Erarbeitung und Vermittlung stadtgeschichtlicher Entwicklungen zum Ziel gesetzt hat.
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Der Hannoversche Bahnhof – Gedenkorte als Räume der Vergegenwärtigung des NS (10 LP)
Marion Ram | Karin Heddinga | Dr. Oliver von Wrochem | Dr. Kristina Vagt
Seit Mai 2017 erinnert der Gedenkort "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" in der Hamburger HafenCity an mehr als 8000 Juden, Sinti und Roma, die von 1940–1945 in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und großteils ermordet wurden. Ab 2020 wird zusätzlich ein Dokumentationszentrum über die Deportationen im Kontext der NS-Verfolgungspolitik informieren.
Das Seminar ermöglicht den Teilnehmenden, sich filmisch mit Darstellung und Wirkung von Gedenkorten auseinanderzusetzen: Wie wird an die Deportationen und das Schicksal der Betroffenen erinnert? Die Teilnehmenden werten Quellen aus, erlernen Techniken der Interviewführung und der Archivrecherche sowie Grundlagen des filmischen Erzählens. Dabei werden eigene visuelle Zugänge entwickelt und kurze Filme produziert, die nach erfolgreichem Seminarabschluss online auf Plattformen der Universität Hamburg und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme abrufbar sein sollen.
Das Seminar findet in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
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Stolpersteine im Grindelviertel – Vom Namen zur Biografie (10 LP)
Dr. Carmen Smiatacz | Prof. Dr. Thorsten Logge
Über 5.000 Stolpersteine sind mittlerweile in Hamburgs Gehwege eingelassen worden. Sie halten die Erinnerung an die Opfer der NS-Herrschaft wach. In der Regel sind der Name, der Geburtsjahrgang, das Deportationsziel und das Todesjahr eingraviert. Doch welche Verfolgungsschicksale verbergen sich hinter diesen kargen Daten?
Die Veranstaltung kombiniert Übung und Projektkurs. Nach einer Einführung in das Projekt Stolpersteine werden auf der Grundlage einschlägiger Forschungsliteratur die NS-Judenverfolgung/Deportationsgeschichte referiert und diskutiert. Im stark anwendungsorientierten Projektteil erforschen und schreiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend eigenständig Biographien mit dem Ziel, diese zu veröffentlichen. Dabei lernen sie die Arbeit in Archiven kennen, recherchieren in Nachschlagewerken und korrespondieren evtl. mit Angehörigen der Ermordeten.
In Kooperation mit dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
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Empfohlenes Projektseminar der Fakultät für Geisteswissenschaften
Geschichte & Theater. Die Gründungsgeschichte der Universität Hamburg auf der Bühne (5 LP)
Nils Steffen
100 Jahre Universität Hamburg – Warum sollte uns das Jubiläum heute noch interessieren? Wie ist die Gründung in der Stadtgeschichte verankert? Welche Bezugspunkte gibt es zur Gegenwart? Und wie lässt sie sich an eine Öffentlichkeit vermitteln, die keinen direkten Bezug zur Universität hat? Diesen Leitfragen widmen wir uns in dem zweisemestrigen Lehrprojekt, das historische und ästhetische Forschung miteinander verbindet. Ziel ist die Inszenierung der Gründungsgeschichte als szenische Lesung in Zusammenarbeit mit dem Axensprung Theater sowie die Veröffentlichung einer Begleitpublikation.
Im Wintersemester werden wir individuelle Forschungsfragen entwickeln, in Archiven und Bibliotheken recherchieren und die Ergebnisse für die Veröffentlichung vorbereiten. Das Sommersemester widmen wir der Vermittlung: Welche Quellen sind bühnentauglich? Wie lässt sich Schriftsprache visualisieren und in Szene setzen? Wie agieren wir als HistorikerInnen zusammen mit SchauspielerInnen auf der Bühne?
Gefördert durch den UHH-Jubiläumsfonds.
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