Geschichte im Rampenlicht: Inszenierungen historischer Quellen im Theater
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„Geschichte“ hat auf den Theaterbühnen seit jeher einen festen Platz: Nicht nur bei den Klassikern finden sich historische Stoffe, sondern auch und gerade das gegenwärtige dokumentarische Geschichtstheater präsentiert historische Inhalte in unterschiedlichen Varianten. Es erreicht ein zum Teil anderes und größeres Publikum als die universitäre Geschichtswissenschaft mit dem traditionellen Vermittlungsweg der Buchproduktion. Als mediales Format eignet sich Theater in besonderem Maße für eine breitenwirksame öffentliche Präsentation und Kommunikation geschichtswissenschaftlicher Forschung. Auf diese Weise kann es auch einen Beitrag zur kulturellen, historisch-politischen und ästhetischen Bildung sowie zum Geschichtsunterricht in den Schulen leisten.
Die theatrale Vermittlung von Geschichte ist noch kein ausgewiesenes Untersuchungsfeld der Public History. Die Tagung ist ein erster Versuch, sich mit der Inszenierung historischer Quellen im Theater geschichtswissenschaftlich-analytisch und interdisziplinär auseinanderzusetzen. Zentrale Fragen sind: Was passiert auf der Bühne und mit den Zuschauenden, wenn historische Quellen aufgeführt und durch die Schauspielerinnen und Schauspieler „live geschrieben“ werden? Wie und warum wirken diese Vermittlungen der Quellen „authentisch“? Welche Rolle spielen Raum, Ort und Modus der Aufführung oder: Wie funktioniert das Medium „Geschichtstheater“ insgesamt? Im Mittelpunkt der Tagung stehen Performativität und Medialität von Geschichte im öffentlichen Raum. Sie werden hier vor allem am Beispiel von szenischen Lesungen thematisiert, um exemplarisch spezifische Formen der Remediation von Geschichte zu analysieren.
Wir möchten ein partizipatorisches Format für den Ablauf der Tagung ausprobieren. Nach den Keynotes und den Aufführungen der bremer shakespeare company und der Theaterwerkstatt Heidelberg werden verschiedene Aspekte von Performativität, Medialität und Authentizität in jeweils drei bis vier Panels diskutiert. Anschließend stellen die Panel-Speaker die Ergebnisse ihrer Gruppe in einem Podiumsgespräch vor. Eine Publikation der Ergebnisse ist geplant.
Eine aktive Beteiligung des Theater-Publikums als Adressat der inszenierten Geschichte(n) – und damit Teil der Aufführungen – ist ausdrücklich erwünscht. Die Aufführungen werden daher auch im freien Verkauf angeboten, sodass sich BesucherInnen an den Diskussionen noch spontan beteiligen können. Außerdem wird die Tagung in das Bremer Fortbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer aufgenommen.
Anlass der Tagung ist das 10jährige Bestehen des Projekts „Aus den Akten auf die Bühne“, das Forschendes Lernen an der Universität mit der Produktion und Aufführung von szenischen Lesungen aus historischem Quellenmaterial durch die bremer shakespeare company verbindet.
Die Tagung wird organisiert von Prof. Dr. Thorsten Logge (Universität Hamburg | Public History), Dr. Eva Schöck-Quinteros (Universität Bremen | Aus den Akten auf die Bühne) und Nils Steffen (Universität Heidelberg | Angewandte Geschichtswissenschaft – Public History). Sie findet im Theater der bremer shakespeare company statt. Weitere Informationen: www.sprechende-akten.de
Programm
Donnerstag, 19. Oktober 2017
ab 16.00 Uhr
Eintreffen und Anmeldung im Theater am Leibnizplatz
17.00 Uhr
Begrüßung und Grußworte, Buffet in der Theatergaststätte Falstaff
19.30 Uhr
„‚Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht.‘ – Margarete Ries: Vom ‚asozialen‘ Häftling in Ravensbrück zum Kapo in Auschwitz.“ Szenische Lesung der bremer shakespeare company im Haus des Reichs
Freitag, 20. Oktober 2017
10.00 Uhr
Keynote
Freddie ROKEM (Tel Aviv)
Angels of History: Re(con)figurations of the Actor as a Hyper-Historian
10:45 Uhr
„Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben – ‚Lästige Ausländer‘ in der Weimarer Republik“.
Szenische Lesung der bremer shakespeare company
12.30 Uhr
Mittagessen in der Theatergaststätte Falstaff
14.00 Uhr – Panels
Panel 1:
Schauspieler als „Hyper-Historiker“?
Einführung und Moderation: Gangolf HÜBINGER (Frankfurt/Oder)
Panel 2:
Ausführen und Aufführen von Geschichte – Zur Performativität von Geschichtsschreibung (nicht nur) im TheaterEinführung und Moderation: Ulrike JUREIT (Hamburg)
Panel 3:
Authentizität im Geschichtstheater
Einführung und Moderation: Raphaela KNIPP (Bochum)
17.00 Uhr
Podiumsgespräch über Ergebnisse aus den Panels
Anschließend Abendessen in der Theatergaststätte Falstaff
Samstag, 21. Oktober 2017
9.30 Uhr
Keynote
Guido ISEKENMEIER (Stuttgart)
Medialität im Geschichtstheater
10.15 Uhr
„Geflüchtet, unerwünscht, abgeschoben – ‚Lästige Ausländer‘ in der Weimarer Republik.“
Szenische Lesung der Theaterwerkstatt Heidelberg
12.30 Uhr
Mittagessen in der Theatergaststätte Falstaff
13.30 Uhr – Panels
Panel 1:
Das Medium und die Message im Geschichtstheater
Einführung und Moderation: Hans-Werner KROESINGER (angefragt)
Panel 2:
Versteckte Erzählungen? Über den Gebrauch von Quellen im Geschichtstheater
Einführung und Moderation: Eve ROSENHAFT (Liverpool)
Panel 3:
Die Zuschauer als Kollaborateure?
Einführung und Moderation: Sebastian BRÜNGER (Berlin)
Panel 4:
War es wirklich so? Zur Authentizität von Quellen
Einführung und Moderation: Achim SAUPE (Potsdam)
16.00 Uhr
Podiumsgespräch über Ergebnisse aus den Panels und Abschlussdiskussion
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