Zukunft Geschichte? Historisches Lernen mit Virtual Reality (Workshop 2020)
Die Digitalisierung erreicht zunehmend auch die historisch-politische Bildungs- und Vermittlungsarbeit: Hinter abstrakten Begriffen wie Virtual, Augmented und Mixed Reality verbergen sich seit einigen Jahren technische Angebote mit dem Versprechen, Geschichte digital erlebbar zu machen oder sogar in die Geschichte eintauchen zu können – sei es über Hologramme im Raum, Virtual-Reality-Brillen oder das eigene Smartphone. So lassen sich bereits Hologramme von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen befragen, virtuelle Busfahrten durch das Ostberlin der 1980er Jahre unternehmen, Lagerrekonstruktionen in Gedenkstätten betrachten und Stasi-Verhöre miterleben. Dies sind nur einige Anwendungen auf einem stark wachsenden Markt. Aus wissenschaftlicher und/oder didaktischer Perspektive werden diese Anwendungen zum Teil deutlich kritisiert. Denn nicht alles, was technisch möglich ist, ist zugleich sinnvoll für den Einsatz in der historisch-politischen Bildung. Dennoch sind sich viele Kultur- und Bildungseinrichtungen einig: Der Einsatz von solchen Anwendungen kann sinnvoll sein, wenn nicht das Event im Mittelpunkt steht, sondern ein didaktisch durchdachter Umgang mit Geschichte.
Im Rahmen des Workshops wollen wir einen ersten Kontakt mit dem Themenfeld ermöglichen und uns zentralen didaktischen und pragmatischen Fragen widmen: Wieviel „Eintauchen“ in die Geschichte ist sinnvoll? Wieviel Distanz und Abstraktion braucht es, um eine Überwältigung im Sinne des Beutelsbacher Konsenses zu vermeiden? Welche Themen und Perspektiven eignen sich für virtuelle Angebote? Wer macht eigentlich virtuelle Geschichte? Und welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es? Welche Zielgruppen können mit diesen Angeboten erreicht werden? Und welche technischen Systeme sind mit Blick auf Budget- und Personalstrukturen sinnvoll und können möglichst langfristig betrieben werden?
Der Workshop lädt Akteur*innen aus Wissenschaft, Kultur, Bildung und Technik aus dem norddeutschen Raum ein. Ziel ist es, technische Möglichkeiten, didaktische Herausforderungen und bisherige Erfahrungen kennenzulernen und im Hinblick auf die eigene Arbeit zu reflektieren. Dabei soll es auch darum gehen, Projektideen zu sammeln, Bedarfe festzustellen und mit Netzwerkpartner*innen ins Gespräch zu kommen.
Das Programm wird in Kürze veröffentlicht.
Eine Veranstaltung des Arbeitsfeldes Public History am Fachbereich Geschichte der Universität Hamburg in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Info & Anmeldung: Nils Steffen, Universität Hamburg | Public History, nils.steffen"AT"uni-hamburg.de