Studentische Forschungsgruppe (SFG) "Dessauer Ufer"
Wer mit der S3 über die Elbe Richtung Hamburger Süden fährt, kann das Lagerhaus G in der Nähe der S-Bahn Station Veddel sehen. Am Dessauer Ufer gelegen, befindet sich dort das ab 1903 erbaute Lagerhaus mit einer Gesamtfläche von 24.000 Quadratmetern auf drei Stockwerken. Hier auf dem Kleinen Grasbrook soll laut den Plänen der HafenCity GmbH in den nächsten Jahren ein neuer Stadtteil entstehen. Den wenigsten ist dabei die Geschichte des Lagerhaus G bekannt, das von Juli 1944 bis April 1945 als eines der größten Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme genutzt wurde. Zunächst waren hier 1.500 weibliche und anschließend ca. 2.000 männliche KZ-Häftlinge untergebracht, die zur Sklavenarbeit im Hamburger Hafen gezwungen wurden. Außerdem gab es am Dessauer Ufer mehrere Lager für sowjetische Kriegsgefangene und italienische Militärinternierte, die ebenfalls Zwangsarbeit im Hamburger Hafen leisten mussten. Ihre Anzahl ist nur teilweise bekannt.
Die Nutzung des Lagerhaus G als KZ-Außenlager, wie auch die Geschichte der Zwangs- und Sklavenarbeit im Hamburger Hafen insgesamt, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Die Initiative Dessauer Ufer entwickelt Zugänge zum Thema NS-Zwangsarbeit, indem sie Gedenkveranstaltungen, Führungen und andere Vermittlungsformate vor Ort anbietet. Der historische Ort bietet die Möglichkeit, wenig gehörte Geschichten zu erzählen und etwa verschiedene Perspektiven weiblicher und männlicher KZ-Häftlinge sowie Kriegsgefangener sichtbar zu machen.
Um diesen unterrepräsentierten Teil der Hamburger Geschichte zu dokumentieren, arbeiten in der studentischen Forschungsgruppe Studierende interdisziplinär an der Erstellung einer Broschüre. Sowohl die Geschichte des KZ-Außenlagers Dessauer Ufer als auch davon ausgehend wenig präsente Aspekte der NS-Verfolgung in Hamburg sollen einer nicht-geschichtswissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hierzu soll zunächst die bestehende Forschung zusammengetragen werden, um die festgestellten Lücken in einem zweiten Schritt systematisch zu schließen. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend in einer Broschüre zusammengefasst und präsentiert.
Wir freuen uns über Mitstreiter_innen! Wir kommunizieren digital, also schreibt uns bei Interesse gerne eine Mail an: sfg-dessauer-ufer"AT"gmx.de(sfg-dessauer-ufer"AT"gmx.de)
Laufzeit: Juni 2020 –
Beratung/Betreuung: Dr. Oliver von Wrochem (Gedenkstätte Neuengamme) und PD Dr. Knud Andresen (Forschungsstelle für Zeitgeschichte)