Studentische Forschungsgruppe (SFG) "Berkhan"
Die Studentische Forschungsgruppe (SFG) „SFG-Berkhan“ schließt an das Projektseminar „Aus dem Umzugskarton ins Archiv – Studierende erschließen den Willi-Berkhan-Bestand im Helmut Schmidt-Archiv“ aus dem Wintersemester 2018/19 im Arbeitsfeld Public History an. In Kooperation mit dem Archiv entwickeln fünf Studierende aus dem vorherigen Seminar ein Forschungsprojekt, das die bereits begonnene Archivierung des Willi-Berkhan-Bestandes im Helmut Schmidt-Archiv zu einem Abschluss bringt. Neben der Vertiefung in die Archivarbeit erhalten die Studierenden durch die eigenständige Planung erste Erfahrungen und Einblicke in die Entwicklung und Umsetzung eines Forschungsprojektes. Das Ergebnis soll ein gedrucktes Findbuch sein, das öffentlichkeitswirksam von den Studierenden präsentiert und dem Helmut Schmidt-Archiv übergeben wird.
Karl Wilhelm "Willi" Berkhan zählte zu den engsten und persönlichsten Freunden Helmut Schmidts. Die beiden Männer lernten sich etwa 1945 in der Hamburger Gruppe des SDS kennen und teilten sich später als Bundestagsabgeordnete eine Wohnung in Bonn. Während Schmidt als Kanzler die Bundesrepublik führte, bekleidete Berkhan das Amt des Wehrbeauftragten. Dieses Amt ist bis heute ein Teil der parlamentarisch-zivilen Kontrolle über die deutschen Streitkräfte und dient als Petitionsinstanz für Soldaten.
Als 1994 Willi Berkhan unerwartet verstarb, war der Altkanzler tief betroffen und gedachte: "Willi Berkhan haben wir immer als Teil unserer eigenen Familie betrachtet. Für mich ist [er] der ältere Bruder gewesen." Einige Jahre nach Berkhans Tod wurde sein Nachlass in das Helmut Schmidt-Archiv überführt, wo der Bestand nun für Nutzerinnen und Nutzer zugänglich gemacht wird.
Projektabschluss
20 Umzugskartons, viel Metall und ein Findbuch mit 105 Seiten
Im Rahmen eines Projektseminars im Wintersemester 2018/19, das Franziska Zollweg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung im Archiv in Langenhorn, an der Universität Hamburg geleitet hatte, arbeiteten 14 Studierende des Fachbereichs Public History daran, den Nachlass Karl Wilhelm Berkhans, der zu den engsten und persönlichsten Freunden Helmut Schmidt gehörte, für die Forschung zugänglich zu machen. Daraus entstand die Studentische Forschungsgruppe "SFG Berkhan", die in Kooperation mit der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung ein Forschungsprojekt entwickelte, das die bereits begonnene Archivierung des Bestandes im Helmut Schmidt-Archiv zu einem Abschluss bringen sollte.
Am 11. November 2019 war es geschafft: die 20 Umzugskartons mit unbekanntem Inhalt waren gesichtet, nach entsprechenden Ordnungsgruppen sortiert, erschlossen und verzeichnet. Im Ergebnis entstand ein in Leinen gebundenes Findbuch, das die SFG Berkhan jetzt im Helmut Schmidt-Archiv in Hamburg-Langenhorn dem Wehrbeauftragten des Bundestages Dr. Hans-Peter Bartels feierlich überreichten.
Dabei schwang neben der Freude jedoch auch etwas „Traurigkeit“ mit, wie die Studentin Rita Elsner einräumte. „Traurigkeit, weil nun eine Arbeit ihr Ende findet, die uns allen sehr fehlen wird.“ Gemeinsam mit Henri Hausig, Niklas Hellmich, Dorothee Voß, Lynn Mazur hatte sie in monatelanger Arbeit, „gefühlt 5000 Büroklammern“ gelöst, etliche Blätter beschriftet und stundenlang in die Datenbank des Archivs eingepflegt. „Neben recht drögem Lehrmaterial aus Studium und Beruf, fanden sich in den Kartons auch politisch sensible Themen wie die Spiegel-Affäre oder freundschaftlich kecke Briefwechsel zwischen Helmut Schmidt und Willi Berkhan“, berichtete Elsner begeistert aus der engagierten Forschungsgruppe. Auf 105 Seiten haben sie in dem Findbuch all diese Briefe, Reden, Manuskripte und andere Archivalien aus dem Teilbestand des Nachlasses des ehemaligen Wehrbeauftragten Karl Wilhelm („Willi“) Berkhan akribisch aufgelistet.
Foto: u.v.l.n.r.: Henri Hausig, Rita Elsner, Niklas Hellmich; m.v.l.n.r.: Dorothee Voß, Lynn Mazur; oben: Franziska Zollweg
„Gratulation, eine beeindruckende Arbeit“, zollte Berkhans Nachfolger Dr. Hans-Peter Bartels der Forschungsgruppe Respekt und ermunterte sie zugleich, anhand der Biografien seiner Amtsvorgänger die Rolle des Wehrbeauftragten zu erforschen. Dank und Anerkennung sprachen den Studierenden auch Dr. Meik Woyke (Vorstandsvorsitzender der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung) und Stefan Herms (Geschäftsführer der Helmut und Loki Schmidt-Stiftung) aus, die das Projekt gemeinsam ermöglichten.
Projektteam: Rita Elsner, Henri Hausig, Niklas Hellmich, Lynn Mazur, Dorothee Voß
Laufzeit: März-September 2019
Beratung/Betreuung: Franziska Zollweg, M. A.